Di, 17.05.2022 , 14:23 Uhr

IHK-Konjunkturumfrage: Durchwachsene Lage in der Oberpfalz und Kelheim

Die IHK für Oberpfalz und Kelheim hat die konjunkturelle Lage bei den Unternehmen abgefragt und die Ergebnisse der Umfrage veröffentlicht.

Noch zeigt sich die regionale Konjunktur stabil. „51 Prozent der Unternehmen in der Oberpfalz und dem Landkreis Kelheim melden eine gute Geschäftslage“, berichtet IHK-Präsident Michael Matt von den Ergebnissen der neuesten Konjunkturumfrage unter den regionalen Unternehmen aller Größen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen.

„Hotels, Gastronomie und Reisegewerbe melden nach den Corona-Lockerungen eine Erholung“, so Matt weiter. Der jahrelange Höhenflug im Bau lasse nun nach. „Starke Schwankungen sowie rasant gestiegene Material-, Energie- und Transportkosten bei erhöhtem Wettbewerbsdruck stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen“, beobachtet Matt.

 

Die Erwartungen gehen dabei mit Ausnahme der Tourismusbetriebe zurück, die Unsicherheiten sind angesichts der weltweiten politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen groß. Der Russland-Ukraine-Konflikt verursacht bei 64 Prozent der befragten regionalen Betriebe Einschränkungen beim Geschäftsablauf. Die Lieferketten stocken bei rund acht von zehn Industrie- und Handelsunternehmen. Mit anhaltender Inflation könnte sich auch das Verbraucherklima eintrüben. Die Corona-Pandemie macht sich auch noch durch quarantänebedingte Mitarbeiterausfälle bemerkbar. Diese schränken jedes zweite Unternehmen ein. Der regionale Arbeitsmarkt indes zeigt sich robust. „Ostbayerns Unternehmen setzen nach wie vor auf qualifiziertes Personal als Zukunftsinvestition“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes.

 

Außenwirtschaft angespannt

Ein Fünftel der Industrieunternehmen verbucht gesunkene Auslandsumsätze. „Das Problem liegt sowohl in der Beschaffung als auch beim Absatz in den Zielmärkten“, so Helmes. Geschäfte in China und Osteuropa, allen voran Russland, stehen unter keinem guten Stern. „Es herrscht große Unsicherheit und Zurückhaltung bei europäischen Kunden aufgrund der Kriegsfolgen und des Wegfalls der russischen und ukrainischen Märkte.“ Und mit Blick auf Fernost folgert Helmes: „Die Non-Covid-Strategie in China lässt die Umsatzerwartungen vonseiten unserer Unternehmen erstmals seit Herbst 2019 deutlich abstürzen.“ Darüber hinaus kalkulieren die heimischen Industrieunternehmen mit Blick über den Atlantik eine Delle in der US-Industrie mit entsprechendem Rückgang bei den Produktionsplänen ein.

 

Kosten, Liquidität, Investitionen

Anders als bei Pandemiebeginn zeigt sich die gesamte Breite der Wirtschaft von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs betroffen. Vier von zehn Unternehmen müssen in den nächsten Monaten Kostenerhöhungen vollständig an ihre Kundschaft weitergeben, nur 5 Prozent geben an, keine Erhöhungen zu planen. „Insofern ist von einer weiteren Verschärfung der Inflation auszugehen“, sagt IHK-Präsident Matt. Eine steigende Insolvenzgefahr ist nicht erkennbar. 91 Prozent der Unternehmen melden uns einen guten bzw. befriedigenden Liquiditätsstatus.“ Mit Blick auf die unsichere Lage und Kostensteigerungen kühlen sich die zuletzt gestiegenen Investitionsabsichten deutlich ab. Dies spiegeln auch die eingebrochenen Geschäftserwartungen der Vorleistungsgüterindustrie wider. „Allerdings streben viele Unternehmen eine Unabhängigkeit von Öl und Gas an und investieren in Energietechnik.“

 

Ausblick verhalten

Schönwetter prognostizieren derzeit nur die Tourismusbetriebe für den Sommer und Herbst. Es überwiegen über alle Branchen hinweg mit 28 Prozent die negativen Antworten zur weiteren Entwicklung. Wichtige und längerfristige Investitionen werden aufgrund der großen Unsicherheit ausgesetzt oder verschoben. 76 Prozent der Befragten sehen in den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen einen wirtschaftlichen Risikofaktor. Das bisherige Top-Risiko Fachkräftemangel landet damit auf Platz zwei (59 Prozent). Hinzu kommen die Kaufkraftverluste bei den Kunden. Mit Ausnahme der Tourismusbetriebe schrauben die konsumnahen Branchen ihre Erwartungen deutlich zurück. 29 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass eine Verbesserung bei der Versorgung mit für relevanten Rohstoffen, Vorprodukten und Waren erst 2023 einsetzt. Für 49 Prozent ist eine Einschätzung dazu aufgrund der Unsicherheiten gar nicht möglich.

 

Es zeigt sich insgesamt also eine schwierige Gemengelage für die Betriebe. „Die anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie, die abschottende China-Politik, der Ukraine-Krieg mit wegfallenden Absatz- und Beschaffungsmärkten sowie die Unsicherheit bezüglich der künftigen Energieversorgung stellen für 2022 keine leichte Hypothek dar. Aber unsere Firmen haben schon während der Pandemie gezeigt, dass sie findig auf Krisen reagieren können.“, schließt IHK-Präsident Michael Matt.

 

Unternehmensstimmen

Das Speditionsgewerbe bekommt die wirtschaftliche und politische Weltlage direkt zu spüren, weiß Maximilian Völkl, Niederlassungsleiter von Dachser SE in Mintraching: „Aufgrund des Ukraine-Kriegs rechnen wir mit einer Verschärfung des Fahrer- und Laderaummangels, insbesondere im Bereich der Charter- und Bedarfsverkehre, da hier viele osteuropäische Fahrer im Einsatz sind. Hinzu kommen massive Kostensteigerungen für Strom und Diesel, der allen Marktteilnehmern zu schaffen macht.“ Alle Anstrengungen gelten für ihn nun der Versorgungssicherheit für Handel und Industrie. „Zuverlässige Lieferketten sind den Kunden wichtiger denn je, gerade wenn das Marktumfeld weiterhin wenig berechenbar ist. Das zeigt auch die hohe Nachfrage an Warehouse-Kapazitäten, die wir registrieren“, so Völkl. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Digitalisierung seien – neben dem Fahrer- und Fachkräftemangel – die bestimmenden Themen in der Transport- und Logistikbranche. „Für die Zukunft können wir in diesen Tagen keine gesicherte Prognose geben, da zu viele Herausforderungen mit noch nicht absehbaren Folgen und Kosten unser Handeln beeinflussen.“

 

„Die Produktionstätigkeit hat sich auf niedrigerem Niveau stabilisiert“, meldet Christian Aumüller von der Aumüller Druck GmbH & Co. KG. Die gegenwärtige Lage in der gesamten Wirtschaft macht zwar auch dem Regensburger Traditionsbetrieb rund um ihn und seinen Bruder Stefan Aumüller zu schaffen. „Das letzte Jahrzehnt war von fallenden Druckpreisen geprägt. Umso deutlicher schlagen nun die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten bei der Herstellung von Papier, Farbe oder Druckplatten durch. Hinzu kommt der erhöhte Bedarf an Kartons im boomenden Online-Handel. Denn hier werden im überwiegenden Maße Plastik- durch Papierverpackungen ersetzt.“ Dennoch zeigt man sich bei Aumüller

zuversichtlich: „Die Wertigkeit von Druckprodukten hat wieder zugenommen, insbesondere wenn auf Seriosität und Glaubwürdigkeit in der Kommunikation Wert gelegt wird“, so Christian Aumüller, der beobachtet, dass trotz aller Digitalisierung des Marketings bei seinen Kunden nun hochwertige gedruckte Produktkataloge ein Revival erleben. „Das weckt neue Kaufanreize.“

 

Sie finden den IHK-Konjunkturbericht mit Blick in die Branchen sowie weitere Auswertungen zu den Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der Pandemie unter www.ihk-regensburg.de/konjunkturbericht

 

 

IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim / mb

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