Eine leichte gesamtwirtschaftliche Erholung ergibt die Herbst-Konjunkturumfrage der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim bei 362 regionalen Unternehmen aller Größen und Branchen. Seit der letzten – vom Lockdown geprägten – Umfrage im Mai steigt der IHK-Konjunkturklima-Indikator um 22 Punkte auf 107,5 Punkte. „Die Corona-Krise wirkt sich jetzt unterschiedlich stark auf die Branchen aus. Selbst innerhalb der Branchen, etwa im Handel und bei Dienstleistern, gibt es Gewinner und Verlierer“, resümiert IHK-Präsident Michael Matt die Ergebnisse.
Während die von ihm genannten Branchen von Nachholeffekten ihrer Kunden profitierten, befänden sich Tourismus und Industrie in Summe gesehen noch immer im negativen Bereich. Da zudem Überkapazitäten die Preise drückten, fehle vielen Firmen die Luft für Umsatz-Steigerungen. Vor allem die weitere Entwicklung der Inlandsnachfrage nennen die von der IHK befragten Unternehmen als Risikofaktor.
Die insgesamt bessere Beurteilung der Geschäftslage könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass die überwiegende Mehrheit der Betriebe noch im Krisenmodus sei. „Nur jedes fünfte Unternehmen im IHK-Bezirk befindet sich im Herbst 2020 auf Vorkrisenniveau. In der Industrie sind die Auftragseingänge bereits seit Herbst 2019 im roten Bereich“, sagt Matt. Auch die Umsatzprognosen für 2020 zeigen Gewinner und Verlierer: Jeder fünfte Betrieb erwartet Steigerungen über 25 Prozent, gleichzeitig rechnen 35 Prozent mit deutlichen Einbußen. „Gerade digitale Geschäftsmodelle und Serviceleistungen erfreuen sich einer hohen Nachfrage“, so Matt.
Liquidität gut, Sorgenkind Eigenkapital
90 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Liquidität aktuell als gesichert. Das liege zum einen an den Finanzpolstern, welche die Betriebe in den guten Ertragsjahren vor Corona aufgebaut hätten, zum anderen an den unmittelbar wirkenden Corona-Hilfsprogrammen, massiven Kosteneinsparungen und der Kurzarbeit zur Sicherung der Arbeitsplätze. Aktuell spüren 55 Prozent durch Corona keine negativen Auswirkungen auf ihre Finanzlage, 40 Prozent benötigen keine Fremdfinanzierung. „Allerdings ist das Finanzpolster nicht unendlich und in vielen Tourismusbetrieben bereits aufgebraucht“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes. Sorgen bereiten rund einem Fünftel der Befragten ihr sinkendes Eigenkapital. „Unser Mittelstand erwies sich bereits bei der Finanzkrise vor über einem Jahrzehnt als besonders robust, weil die hohen Eigenkapitalquoten schnelle Investitionen ermöglichten“, erklärt Helmes. 60 Prozent der Befragten fordern vom Staat Maßnahmen, die das Eigenkapital der Unternehmen stärken. „Die regionale Wirtschaft plädiert für eine Senkung der Steuern auf einbehaltene Gewinne und Zuschussprogramme für Modernisierungen. Damit würde Deutschland direkt in die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Firmen investieren“, plädiert Helmes.
Corona erschwert Planungen
Wann ist die Pandemie überwunden, wird es wieder mehr Einschränkungen des Wirtschaftslebens geben? Bleiben die Grenzen für Waren und Berufspendler offen? Corona erschwert die unternehmerische Planbarkeit insgesamt. „Leider halten angesichts der unsicheren Zukunft vier von zehn Unternehmen Investitionen zurück, oft zu Lasten der Innovationen, die wichtig wären, um den Transformationsprozess ihrer Branche zu meistern“, zeigt sich IHK-Präsident Matt besorgt. Insgesamt fahren viele Unternehmen auf Sicht und planen nur noch wenige Monate im Voraus. In der Industrie sind die Auftragsvorläufe im Schnitt auf zwei Monate gesunken. 30 Prozent erwarten eine Rückkehr zur normalen Geschäftstätigkeit erst nach 2021.
Beschäftigung stagniert
Eine Verbesserung bei der Beschäftigung ist derzeit nicht in Sicht. 35 Prozent der Befragten müssen aufgrund der schwächeren Nachfrage Personalmaßnahmen ergreifen, bei der letzten Umfrage der IHK waren es noch 51 Prozent. Die Mehrheit dieser Befragten gibt an, dass dies über Kurzarbeit, flexible Arbeitszeiten und natürliche Fluktuation, etwa Renteneintritte, erfolgen soll. Betriebsbedingte Kündigungen schließen 17 Prozent nicht aus.
Freie Märkte entscheiden
Der Außenhandel läuft nun wieder besser, als erwartet. Ostbayerns Exportwirtschaft ist aufgrund wachsender Hürden im Exportgeschäft seit Jahren leidgeprüft und deshalb breit auf den Weltmärkten aufgestellt. Diese Diversifizierung zahlt sich nun aus. Wenn z. B. aufgrund von Grenzschließungen Märkte wegbrechen, werden andere bedient, bzw. Waren dort bezogen oder produziert. Allerdings berichten nur 35 Prozent der Unternehmen über gestiegene oder neue Auslandsaufträge. Gerade internationale Kundengespräche oder der Service vor Ort seien global stark eingeschränkt, heißt es von der IHK. Die wieder bessere Lage in China spiegelt sich noch nicht in den regionalen Auftragsbüchern wider. Hinzu kommen Unsicherheiten zu den Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahl mit Blick auf die weiteren Geschäftsbeziehungen zu den USA und China. Die Industrie zeigt sich für die nächsten Monate im Auslandsgeschäft deutlich optimistischer als Großhandel und Dienstleister. Dabei fokussieren sich die Erwartungen auf den EU-Binnenmarkt.
IHK-Konjunkturbericht mit detailliertem Blick in die Branchen und Sonderauswertungen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie unter www.ihk-regensburg.de/konjunkturbericht
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