Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) fordert alle Bayern ab 18 Jahren auf, sich für eine Corona-Impfung registrieren zu lassen.
Künftig entscheidet der Zeitpunkt der Anmeldung darüber, wie schnell ich einen Termin bekomme. Jetzt sollten sich auch diejenigen in der Impfplattform BayIMCO registrieren, die bislang darauf verzichtet hatten, weil sie keine Priorisierung haben,
sagte er am Donnerstag in München.
An diesem Freitag gib es keine Priorisierung mehr in den Impfzentren. Dann könne "jeder unabhängig von Vorerkrankungen und je nach Verfügbarkeit des Impfstoffs auch in den Impfzentren ein Impfangebot bekommen", betonte der Minister. Eine notwendige Software-Aktualisierung der bayerischen Impfplattform sei für die Nacht von Donnerstag auf Freitag geplant, sagte Holetschek. Ab dieser Systemänderung werde die Reihenfolge zur Termineinladung ausschließlich über das Datum der Registrierung vergeben. Holetschek appellierte an diejenigen, die registriert, aber schon anderweitig - beispielsweise beim Haus- oder Betriebsarzt - an Impfungen gekommen sind, ihre Registrierung zu löschen. Denn durch die Löschung ist es für andere möglich, schneller einen Impftermin bekommen.
Nach Einschätzung von Holetschek können bis zum Beginn der Sommerferien rund 70 Prozent der Menschen in Bayern eine Erstimpfung haben und 50 Prozent eine Zweitimpfung. Somit hätten bis zu 85 Prozent der Erwachsenen den vollen Immunschutz. Allein für den Juli hat uns der Bund fast vier Millionen Impfdosen zugesagt. Das stimmt mich optimistisch, dass wir das Ziel bis zum Herbst erreichen können."
An Sonderlieferungen wie nach Altötting werde man dabei festhalten: "Sofern Impfstoff verfügbar ist, werden wir das weiter vorantreiben", sagte Holetschek am Donnerstag. Allerdings werde man genau schauen, wo damit möglichst viele Menschen erreicht werden können.
Dieses Ziel können wir aber nur erreichen, wenn alle mitziehen,
so der bayerische Gesundheitsminister. Dafür müssten nach Angaben des Gesundheitsministeriums bis dahin rund 9,3 Millionen Menschen vollständig geimpft sein. Bisher sind es laut RKI etwa 4,8 Millionen.
Derweilen stellt sich ein anderes Problem heraus: zwar gibt es nun genügend Impfstoff, aber nicht mehr genügend Impfwillige. Denn immer mehr Landkreise in Bayern melden einen Überschuss an Corona-Impfstoffen. Um die gelieferten Dosen trotz geringer Nachfrage spritzen zu können, kündigten bis Donnerstag unter anderem die Landratsämter Altötting, Berchtesgadener Land, Kitzingen, Kelheim, der Landkreis Oberallgäu sowie die Städte Kempten und Memmingen Sonderaktionen an. Unterdessen appellieren Politiker und Hausärzte, sich für Corona-Impfungen anzumelden - trotz anstehender Ferien. Die bayerischen Hausärzte melden ebenfalls Kapazitäten für weitere Impfungen:
Viele Praxen haben im Laufe dieser Woche die Warteliste mit eigenen Patienten vollständig geimpft und könnten deshalb die Impfkampagne auch auf andere Bevölkerungsgruppen ausweiten,
teilte der Bayerische Hausärzteverband am Donnerstag mit. Wer nicht geimpft sei, solle sich daher in den Praxen melden.
Doch während an einigen Orten mehr als genug Impfstoff vorhanden ist, warteten am Donnerstag nach Angaben des Gesundheitsministeriums bayernweit immer noch knapp 450 000 Impfwillige auf einen Termin in einem Impfzentrum. Am Montag hatte die Staatsregierung den Bund zwar noch wegen zu geringer Impfstofflieferungen kritisiert. Zahlen des Robert Koch-Instituts zeigen aber auch: Bayern bekommt seine Impfdosen schlechter in die Arme als andere Länder. So wurden in Bayern bis Ende Juni rund fünfeinhalb Millionen Spritzen weniger gesetzt als etwa in Nordrhein-Westfalen. Bei der Erstimpfungsquote liegt der Freistaat 2,5 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt.
Während Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kein Strukturproblem sieht, sondern die Logistik unter den 100 bayerischen Impfzentren als Begründung ins Feld führt, kamen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zuletzt auch selbstkritische Töne. Ungefähr 13 Prozent der gelieferten Impfstoffe seien nicht verimpft, räumte Söder ein. Das Lieferungssystem an Impfzentren, Großhandel und Ärzte sei "nicht sehr transparent".
"Einige Ärzte rufen den Impfstoff nicht ab. Dann bleibt er übrig", sagte Söder. Diese Information gehe aber nicht an die Impfzentren.
Da wollen wir, dass das Gesundheitsministerium mehr Scharnierfunktion übernehmen kann und auch mehr Freiräume bekommt. Willig sind alle, aber die bisherigen Ergebnisse gefallen uns nicht, die müssen einfach verbessert werden.
Wer aus dem Landkreis Kelheim dem Aufruf Holetscheks folgen möchte, kann sich relativ spontan im Impfzentrum impfen lassen. Nächste Woche werden nämlich 8.000 Dosen an Impfstoff der Hersteller Astra Zeneca, Biontech, Johnson und Johnson sowie Moderna erwartet. Dieser kann hauptsächlich für Erstimpfungen verwendet werden. Da derzeit rund 5.000 Personen im Landkreis Kelheim registriert sind und noch auf ein Terminangebot warten, können Impftermine kurzfristig angeboten werden. Ein Impfangebot steht den Personen zu, die im Landkreis Kelheim wohnhaft oder arbeitstätig sind.
Mehrere Möglichkeiten zur Anmeldung
Landkreisbürgerinnen und -bürger, die sich impfen lassen möchten, aber noch nicht registriert sind, haben weiterhin mehrere Möglichkeiten, sich für eine Impfung anzumelden:
dpa/lby/Landkreis Kelheim/JM