Die Maßnahme betrifft zahlreiche Standorte und soll langfristige Einsparungen sichern.
Am Firmensitz in Herzogenaurach gab Schaeffler bekannt, dass zehn Standorte in Deutschland und fünf weitere in Europa betroffen sind. Zwei europäische Standorte sollen komplett geschlossen werden. Der Stellenabbau soll über einen Zeitraum von 2025 bis 2027 erfolgen, um ab 2029 jährliche Einsparungen von 290 Millionen Euro zu ermöglichen. 75 Millionen Euro dieser Einsparungen stehen im direkten Zusammenhang mit der Fusion mit Vitesco.
Nur fünf Wochen nach der Übernahme der Vitesco Technologies AG hat der Schaeffler-Konzern heute angekündigt, auch in Regensburg Stellen abzubauen. Der Standort Regensburg, an dem Vitesco und Schaeffler gemeinsam tätig sind, ist mit 734 abzubauenden Stellen besonders stark betroffen.
Rico Irmischer, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg, sagt dazu:
Mit einem derart radikalen Schlag konnte niemand rechnen. Wir haben die Übernahme durch Schaeffler jetzt ein Jahr lang sehr positiv und wohlwollend begleitet, die Beschäftigten immer beruhigt, statt sie mit vielleicht drohenden Gefahren einer Fusion zu verunsichern. Nur fünf Wochen nach dem Day 1 hat das Unternehmen jetzt keine bessere Idee als einen hektischen, konzeptlosen Arbeitsplatzabbau anzukündigen. Ein Schock für die Beschäftigten. Als Dank für die besonderen Anstrengungen des letzten Jahres, sowohl in der Administration als auch in der Technologie, bekommen die Arbeitnehmer:innen einen Schlag in die Magengrube und die Aussicht auf Arbeitsplatzverlust. Das ist unanständig, unverantwortlich und brandgefährlich für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
Carsten Bruns, Betriebsratsvorsitzender von Vitesco in Regensburg, stellt klar:
Wir akzeptieren nicht, dass an unserem Standort 734 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren sollen. Bisher wurden keine Verhandlungen mit dem Betriebsrat oder der IG Metall zu tragfähigen Lösungen für Regensburg oder den gesamten Konzern geführt. Mir fehlt jegliches Verständnis für diesen massiven Personalabbau! Jede:r vierte Beschäftigte muss um seinen Job bangen. Betriebsrat und IG Metall werden sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass dieses Schreckensszenario nicht eintreten wird.
Das Programm ist in der aktuellen Umfeldlage notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler-Gruppe langfristig zu sichern. Wir werden es sozialverträglich und mit Augenmaß umsetzen, sagte Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld.
Trotz der aktuellen Umstrukturierungen konnte Schaeffler in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 positive Geschäftszahlen verzeichnen. Der Umsatz stieg währungsbereinigt um ein Prozent auf 12.233 Milliarden Euro. Besonders die Sparte der E-Mobilität trug mit einem Anstieg von 0,2 Prozent zum Wachstum bei. Der Gewinn vor Sondereffekten, Zinsen und Steuern belief sich auf 713 Millionen Euro, lag jedoch unter dem Vorjahreswert von 964 Millionen Euro.
Der Abbau betrifft im Wesentlichen Standorte in Deutschland, maßgeblich die Standorte Berlin, Hameln, Herzogenaurach, Homburg, Karben, Nürnberg, Regensburg, Schwalbach, Schweinfurt und Steinhagen.
Die Maßnahmen sehen einen Bruttoabbau von rund 4.700 Stellen vor, von denen zirka 2.800 auf Deutschland entfallen. Verlagerungen reduzieren den Nettoabbau auf rund 3.700 Stellen. Dies entspricht in etwa 3,1 Prozent der gesamten Mitarbeiterzahl nach dem Zusammenschluss, die sich seit Oktober 2024 um rund 35.000 auf rund 120.000 Beschäftigte erhöht hat.
Es ist Schaeffler ein Anliegen, den Abbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. Das Abbauziel soll mit einem Mix aus Fluktuation, Freiwilligenprogrammen, Altersteilzeit und internen Versetzungen erreicht werden. Da diese Maßnahmen in großen Teilen auf Freiwilligkeit beruhen, können wir aktuell noch keine genaueren Angaben zum Umfang in bestimmten Bereichen oder zu betroffenen Mitarbeitenden machen. Bei allen Maßnahmen in Deutschland gilt die Zukunftsvereinbarung der Schaeffler Gruppe weiterhin.
PM Schaeffler Gruppe / PM IG Metall Regensburg / dpa / FC