Die nach dem ehemaligen NSDAP- und späteren CSU-Politiker Hans Herrmann benannte Grund- und Mittelschule im Regensburger Stadtnorden beschäftigt morgen den Bayerischen Landtag. Zwei Absätze um die beiden Regensburger Lehreinrichtungen finden sich nämlich in einem Bericht von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) über problematische Namenspatronen bayerischer Schulen. Das Papier wird dem Bildungsausschuss des Landtages übermorgen auf auf eine Anfrage der Grünen hin vorgelegt.
Der Regensburger Grünen-Abgeordnete Jürgen Mistol teilt die darin dargestellte Meinung des Kultusministeriums, „dass Hans Herrmann aufgrund seiner Vergangenheit in der NS-Zeit nicht als Vorbild und schon gar nicht als Namensgeber einer Schule dienen darf.“
Kultusminister Spaenle attestiert der Schulfamilie an der Grundschule in dem Bereich weiterhin eine „grundsätzlich positive Tendenz zur Namensänderung.“ Der Diskurs über die Namensänderung müsse aber „offen und mit der Bereitschaft zu einem intensiven und pluralen Meinungsbildungsprozess“ geführt werden, so der CSU-Politiker. Dieser Ansicht schließt sich auch der Regensburger Abgeordnete Jürgen Mistol an. Um diesen Prozess auch mit Fakten zu unterstützen hat die Stadt Regensburg einen Historiker beauftragt, der ein Gutachten zu dem Fall Hans Herrmann erstellen soll. Der Inhalt des Gutachtens soll Ende des Monats vorliegen.
Bereits vor drei Jahren war in Regensburg die Frage aufgekommen, ob Adolf Hitler und andere Nazigrößen noch Regensburger Ehrenbürger seien. „Die Ehrenbürgerwürde erlischt nach dem Tod des oder der Betreffenden ohnehin“, erklärte der damalige Oberbürgermeister Hans Schaidinger der Mittelbayerischen Zeitung damals. Hitler werde aber ebenso wie der ehemalige Gauleiter Adolf Wagner spätestens seit den 1960er-Jahren nicht mehr in der offiziellen Liste der (ehemaligen) Ehrenbürger der Stadt geführt und 2011 distanzierte sich der Stadtrat nochmals offiziell von dem Beschluss von 1933, Hitler die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Hans Herrmann hingegen wird weiterhin in der Liste für seine Verdienste als CSU-Landtagsabgeordneter und -Oberbürgermeister geführt.
Regensburg ist aber nicht alleine, was problematische Namensgeber angeht: Innerhalb der vergangenen Monate hat das Kultusministerium verschiedenen Schulen Namensänderungen gewährt, die nach Nazigrößen wie dem Erfinder Wernher von Braun, dem Pädagogen Erwin Lesch oder dem Ingenieur Ferdinand Porsche benannt waren.
SC