Bundespräsident Joachim Gauck ist erschüttert über die Gewalt der Hochwasserfluten. Beim Besuch des Flutgebietes in Deggendorf gibt er den Menschen aber allein mit seiner freundlichen Art das, was sie im Moment am meisten brauchen: Zuversicht und Hoffnung.
Joachim Gauck zeigt sich erschüttert über die Wassermassen, die sich über den Landkreis Deggendorf ergossen haben. Aber der Bundespräsident ist am Freitag bei seinem Besuch in dem Hochwassergebiet in Niederbayern auch froh gestimmt. Seit seinem Amtsantritt hat er in allen gesellschaftlichen Bereichen Solidarität von den Mitbürgern eingefordert. Zumindest in der Katastrophe zeigt sich diese nun, betont Gauck. «Die Deutschen zeigen hier nationale Solidarität: Das geht uns alle an und das ist das Schöne.»
Der Bundespräsident geht direkt nach der Landung in Deggendorf zu den Einsatzkräften des Technischen Hilfswerkes (THW) und fragt nach deren Kraftreserven. Reiner Schieder, seit 40 Jahren beim THW in Würzburg, strahlt ihn an und sagt unverblümt, dass Helfen doch auch Freude bereitet. Auf Sätze wie diesen scheint Gauck nur gewartet zu haben. Diese Worte brechen das Eis und verringern die Distanz zwischen Helfer und Bundespräsident. Gauck strahlt den Mann an und sagt: «Sie sehen auch so aus, als ob es ihnen Spaß macht.»
Auf diesen Wesenszug des Bundespräsidenten hatte der Deggendorfer Oberbürgermeister Christian Moser (CSU) gesetzt. «Ich hoffe, er spricht den Menschen Mut zu und gibt mit seiner Art Hoffnung.» Seit der letzten großen Flut 1954, als die ganze Innenstadt überflutet war, hatte kein Bundespräsident Deggendorf besucht. Das sei eine große Anerkennung für die Betroffenen und Helfer.
Gauck nimmt sich trotz des strengen Protokolls Zeit für Gespräche. Von dem Kommandeur des Panzerpionierbataillons 4 in Bogen, der den Einsatz der insgesamt 930 Soldaten in Deggendorf koordiniert, lässt er sich einen Lagebericht geben. Oberstleutnant Ralf Blasajewsky spricht von den harten körperlichen Anstrengungen und den wenigen Stunden Schlaf aber auch von der Anteilnahme der Bevölkerung, die immer wieder Kuchen und Semmeln gebracht hätten.
Schon nimmt das Gespräch eine launige Wendung. «Dann haben sie also erst abgenommen und dann wieder zugenommen. Und dann gab es noch ein Bier dazu», sagt Gauck. Dies kommt bei den Soldaten an. «Der Herr Bundespräsident ist bei der Truppe sehr gerne gesehen», betont Blasajewsky.
Dem Bundespräsidenten liegt vor allem das Leid der Betroffenen am Herzen, betont er. Politisch könne er wenig entscheiden, sei jedoch froh, dass die finanziellen Hilfspakete auf den Weg gebracht wurden. «Ich bin da, um zu sehen, was die Leute erleiden und bin bei ihnen , wenn sie erzählen, was sie verloren haben.» Er appelliert an diejenigen, die nicht körperlich anpacken können, zu spenden und die Region als Touristen zu besuchen, wenn es wieder möglich ist.
Im besonders betroffenen Stadtteil Fischerdorf bewegt Gauck am Freitag besonders der Einsatz von Andrea Hiller aus München. Gemeinsam mit fast 100 Kollegen aus der Hauptverwaltung eines Nahrungsmittelkonzerns hat die 29-Jährige einen Betriebsausflug nach Fischerdorf verlegt, um zu helfen. «Geplant war eigentlich ein Erlebnispark. Das haben wir aber kurzfristig geändert, um hier anzupacken», erklärt Hiller. Dreckverschmiert steht die junge Frau neben dem Präsidenten, der sie in den Arm nimmt. «Es wird einer der Betriebsausflüge, an den sie sich noch in der Rente erinnern», sagt der Bundespräsident.
Das Protokoll hat er zu dieser Zeit schon komplett über den Haufen geworfen. Aber die Zeit mit den Helfern und Betroffenen in dem Katastrophengebiet ist ihm wichtig. «Dieses Zusammenwirken von Stadt, Land, Bundesregierung und der Zivilbevölkerung, das ist so ein besonders wichtiges Erlebnis. Das müssen wir befestigen.»
# dpa