In den letzten Tagen wird der beginnende Frühlingschor in Bayern immer vielfältiger. Die Sänger, das sind unsere Singvögel, die gerade in dieser Jahreszeit besonders laut und vielstimmig ihren Gesang ertönen lassen. Neben Rotkehlchen, Buchfink und Star sind nun auch wieder vermehrt die zurückkommenden Zugvögel, wie Zilpzalp und Hausrotschwanz, zu hören.
Und das beste: „Jeder kann dem Vogelkonzert auch vom Balkon oder Fenster aus lauschen“, sagt der LBV-Vogelexpert Dr. Thomas Rödl. Der LBV gibt Tipps wie die einzelnen Sänger an ihren Melodien und Stimmen zu unterscheiden sind und wann die beste Zeit zum Zuhören ist.
Denn nicht alle Vögel singen zur selben Uhrzeit. Sie richten sich mit einigen Überlappungen nach einem gewissen Zeitplan, auch „Vogeluhr“ genannt, um bei der Vielzahl der Gesänge deutlicher gehört zu werden.
Das oft etwas monotone „Tschip“ und „Tschep“ von Haussperling und Feldsperling ist leicht zu erkennen und meist laut und deutlich den ganzen Tag über zu hören. Schwerer ist dagegen die Unterscheidung der beiden Vogelarten, da ihr Tschlipen sich stark ähnelt. Leichter ist das „di da di da“ oder „zizibäh“ der Kohlmeise zu erkennen. Der Zilpzalp ist ebenfalls leicht an seinem Gesang zu bestimmen, denn er singt seinen Namen. „Manche Vogelgesänge ähneln uns aus anderen Bereichen bekannten Geräuschen. Der Gesang des Hausrotschwanzes erinnert zum Beispiel in Teilen an knirschende Steine oder das Lied des Girlitzes an eine rostige Fahrradkette“, erklärt der LBV-Ornithologe. Etwas melodiöser und abwechslungsreicher singen Amsel und Rotkehlchen. Während die Amsel klangvolle Flötenmotive vorträgt, erklingt der Gesang des Rotkehlchens silberhell perlend und melancholisch. Den wohl variantenreichsten Gesang hat der Star. Er macht seinem Namen alle Ehre und imitiert gerne andere Vogelstimmen.
Wer eine Grünfläche, einen naturnahen Garten oder ein Waldstück in der Nähe hat, kann mit etwas Glück auch einen Grünspecht oder Zaunkönig vom Fenster oder Balkon aus hören. Wer das laut schallende „Gelächter“, ein auffallendes „kjückjückjück“, einmal als den Gesang des Grünspechts erkannt hat, wird diesen immer wieder erkennen. Der Zaunkönig ist ein wahres Stimmwunder. Wenn unser zweitkleinster heimischer Vogel zum Singen ansetzt, vibriert sein ganzer Körper und sein kurzer Schwanz wippt mit jedem rhythmischen Triller mit. „Würde ein Mensch im Verhältnis so laut wie ein Zaunkönig singen, dann wäre das Lied gesungen am Alpenrand noch an der Nordseeküste zu hören“, sagt Rödl. Um sich die Melodie des Zaunkönigs zu erkennen, hilft der Merkspruch „Ich, ich, ich bin drrrrr König, bin ich, ich zizizi bin, bin drrrr König, bin ich, ich“.
Vögel brauchen morgens keinen Wecker. Ihre innere Uhr orientiert sich hauptsächlich am Zeitpunkt des Sonnenaufgangs und der Helligkeit ihrer Umgebung. „Zusätzlich haben auch die Temperatur und die Stimmen anderer Vögel Einfluss auf den Zeitpunkt des Aufwachens“, so der LBV-Vogelexperte. Da sich diese Wecksignale jedoch artspezifisch unterscheiden, beginnen die Vögel zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit ihrem morgendlichen Gesang. Zu den Frühaufstehern gehören vor allem Hausrotschwanz und Feldlerche, die schon 80 Minuten vor Sonnenaufgang singend den Tag begrüßen. Das Rotkehlchen fällt dann ungefähr 20 Minuten, die Amsel und die Ringeltaube 30 Minuten später in den Gesang ein. „Und so erwachen im 5-10 Minutentakt alle Arten bis hin zu den Langschläfern. Denn Stieglitz, Star und Grünfink beginnen erst 10 bis 15 Minuten vor Sonnenaufgang zu singen“, erklärt Thomas Rödl. „Am Abend singen Rotkehlchen und Singdrossel am Längsten. Die Nachtigall lässt sogar die ganze Nacht über ihre wunderbare Melodie hören.“
Pressemitteilung LBV