Mi, 24.06.2020 , 08:37 Uhr

Freistaat will Landärzte besser vernetzen

Im Verbund statt als Einzelkämpfer: Der Freistaat möchte Allgemeinärzte in ländlichen Regionen künftig wirksamer unterstützen und besser vernetzen. Dazu erhalte das medizinische Versorgungsprojekt Landarzt-Manufaktur über drei Jahre 500 000 Euro, teilte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Mittwoch in München mit. An der Landarzt-Manufaktur sind derzeit zehn Weiterbildungsassistenten und zehn Fachärzte aus den Regierungsbezirken Niederbayern, Oberbayern und Unterfranken beteiligt.

Ziel sei es unter anderem, ärztliche Arbeitsgruppen zu gründen und medizinische Leistungen im Team zu organisieren und diese nicht an Fachärzte zu delegieren. «In Online-Video-Konferenzen können zum Beispiel tagesaktuelle Patientenfälle besprochen werden», sagte Huml. «Die Nachwuchsmediziner werden so von erfahrenen Kollegen unterstützt und profitieren von deren Wissen.» Viele Medizinstudenten scheuten sich laut Huml vor der Arbeit als niedergelassener Arzt auf dem Land, weil sie fürchteten, als Einzelkämpfer dazustehen. «Mit der Landarzt-Manufaktur wird dieses Vorurteil widerlegt und gezeigt, wie es gehen kann», so die Ministerin.

dpa

 

Die Mitteilung aus dem Gesundheitsministerium

Um die medizinische Versorgung auch in ländlichen Regionen auf einem hohen Niveau zu halten, unterstützt das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege das Projekt „Landarzt-Manufaktur“ in der Region Bayerwald. Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml betonte am Mittwoch anlässlich des Starts der Projektförderung: „Um junge Ärztinnen und Ärzte für den Beruf des Landarztes zu begeistern, müssen neue Wege gegangen werden. Wichtig ist es vor allem, den geänderten Ansprüchen von jungen Ärztinnen und Ärzten an ihr Arbeitsumfeld gerecht zu werden. Das Projekt ‚Landarzt-Manufaktur‘ zeigt vielversprechende Lösungsansätze – insbesondere hinsichtlich der überörtlichen Arbeit in interdisziplinären Teams und der Delegation von Leistungen an nichtärztliche Fachberufe.“
Das bayerische Gesundheitsministerium unterstützt das Projekt im Zeitraum von drei Jahren mit insgesamt rund 500.000 Euro. Es baut auf dem Vorgängerprojekt des Hausarztes Dr. Wolfgang Blank und seiner überörtlichen Gemeinschaftspraxis auf. Derzeit sind zehn Weiterbildungsassistenten und zehn Fachärzte aus den Regierungsbezirken Niederbayern, Oberbayern und Unterfranken beteiligt.

Ziel der „Landarzt-Manufaktur“ ist es, jungen Ärztinnen und Ärzten in der Allgemeinmedizin Strategien für eine effiziente Versorgung an die Hand zu geben: Es geht darum, ärztliche Arbeitsgruppen zu gründen und medizinische Leistungen im Team zu organisieren. Auch sollen medizinische Leistungen an nicht ärztliche Fachberufe delegiert werden, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten effizienter zu gestalten. Letztlich entsteht ein überregionales Versorgungsnetzwerk, das allen Beteiligten Vorteile bringt.

Die Ministerin erläuterte: „In Online-Video-Konferenzen können zum Beispiel tagesaktuelle Patientenfälle besprochen werden. Die Nachwuchsmediziner werden so von erfahrenen Kollegen unterstützt und profitieren von deren Wissen.“

Ein weiteres Element des Projekts ist die Bildung von fachübergreifenden Arbeitsgruppen, die über ein geschlossenes Online-Portal kommunizieren und darüber teils multimorbide Patienten mit komplexen Krankheitsbildern betreuen. Durch die Vernetzung der unterschiedlichen Akteure vor Ort wird ein attraktiver Rahmen für die Nachwuchsmediziner geschaffen. Abgerundet wird das Projekt durch Online-Vorträge von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen in virtuellen Fortbildungsangeboten. Die Ministerin unterstrich: „So wird den jungen Ärztinnen und Ärzten der Zugang zu Fachwissen auf hohem Niveau im Rahmen des Projekts deutlich erleichtert.“

Teil des Projekts ist zudem der überörtliche Austausch unter den Praxen. Es sollen Hospitationen ermöglicht und Tandems gebildet werden, um die Arbeitsweisen in anderen Praxen kennenzulernen. Außerdem sollen Dreierteams aus Nachwuchsmediziner, erfahrenem Arzt und qualifizierter Fachkraft gewährleisten, dass wichtige Standards gehalten werden. Dies ist gerade bei der Betreuung chronisch Kranker im ländlichen Raum wichtig.

Huml fügte hinzu: „Viele junge Absolventen des Medizinstudiums scheuen sich vor der Arbeit als niedergelassener Arzt auf dem Land, weil sie fürchten, als Einzelkämpfer dazustehen. Mit der ‚Landarzt-Manufaktur‘ wird dieses Vorurteil widerlegt und gezeigt, wie es gehen kann.“

Die Ministerin ergänzte: „Trotz der aktuellen Herausforderungen aufgrund der Corona-Pandemie dürfen wir die Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem Land nicht aus den Augen verlieren. Im Gegenteil, die COVID-19-Pandemie unterstreicht, wie wichtig ein gutes wohnortnahes Angebot zur ambulanten Versorgung ist.“

Noch sind mit wenigen Ausnahmen die meisten Planungsbereiche in Bayern regel- oder sogar überversorgt. Allerdings stellt die Altersstruktur der Hausärzte in Bayern eine große Herausforderung an die zukünftige Versorgung dar.

Huml erläuterte: „Mittlerweile ist mehr als jeder dritte Hausarzt in Bayern über 60 Jahre alt. Zudem bestehen Ungleichgewichte in der Verteilung der Ärzte zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Die hausärztliche Versorgung auf dem Land ist und bleibt für mich ein zentrales gesundheitspolitisches Anliegen.“

Mitteilung Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege

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