Fr, 30.07.2021 , 11:30 Uhr

Nach Vertagung am Montag

Entscheidung gefallen: Donaulimes wird UNESCO-Welterbe!

Die Entscheidung ist gefallen - der Donaulimes wird UNESCO-Welterbe!
Über den erfolgreichen Antrag freut sich auch Kunstminister Bernd Sibler. Insgesamt gibt es nun zehn Welterbestätten in Bayern .

Die Unesco hat den Donaulimes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches als neues Welterbe ausgezeichnet. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) gab die Entscheidung am Freitag auf seiner 44. Sitzung im chinesischen Fuzhou bekannt. In seinem bayerischen Abschnitt erstreckt sich der Donaulimes von Bad Gögging im Landkreis Kelheim über Regensburg und Straubing bis nach Passau.

 

Sibler: „Stolz auf diese großartige Auszeichnung“

Die Entscheidung für den internationalen Antrag Deutschlands (Bayern), Österreichs und der Slowakei bei der diesjährigen Sitzung des Welterbekomitees in China gab Kunstminister Bernd Sibler heute weiter. Mit der Aufnahme dieser Stätten in die Welterbeliste spricht die UNESCO den „Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (Westlicher Teil)“ einen „außergewöhnlichen universellen Wert“ zu. Ungarn war kurz zuvor unerwartet aus dem gemeinsamen Verfahren ausgestiegen.

Bayerns Kunstminister Bernd Sibler äußert sich erfreut über die Entscheidung:

"Ich bin stolz auf diese großartige Auszeichnung! Der Donau-Limes ist die erste Welterbestätte, deren deutsche Anteile überwiegend in Niederbayern liegen! Die Aufnahme in die Welterbeliste ist ein deutliches Zeichen für die Bedeutung dieser historischen natürlichen Grenze des römischen Reichs. Für die Regionen liegt darin eine große Chance ihr reiches kulturelles Erbe noch sichtbarer zu machen. Besonders freue ich mich für die beteiligten Kommunen, Experten sowie Bürgerinnen und Bürger, deren Engagement nun weltweit sichtbar belohnt wird."

Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, ergänzt:

„Allen, die sich mit so viel Leidenschaft und Engagement für den Welterbe-Titel eingesetzt haben, gilt unser Dank. Der Donaulimes hat diesen Titel mehr als verdient: So vieles in unserem modernen Leben hat seine Ursprünge im Alten Rom. Die Römer haben nicht nur Europa geprägt, sondern die ganze Welt. Als teilweise noch erfahrbare Grenze ihres riesigen Reiches, hat der Donaulimes einen einzigartigen, überaus bedeutenden Wert für die gesamte Menschheit.“

 

Neues Weltkulturerbe - Ansporn für Tourismus

 Über die Aufnahme in die Welterbeliste freut sich auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger:

„Die harte Arbeit in den letzten Monaten für dieses kulturelle Prädikatssiegel hat sich gelohnt. Es ist für viele engagierte Personen vor Ort eine verdiente Auszeichnung. Sie machen Geschichte, Archäologie und Kultur lebendig sowie erleb- und greifbar. Auf Kinder, Jugendliche oder Kulturtouristen aus Nah und Fern wird die Auszeichnung eine Anziehungs- und Strahlkraft ausüben. Das verdient Hochachtung und Respekt. Jetzt spielt der Donau-Limes in Niederbayern und der Oberpfalz in der Königsklasse der weltweiten Kulturdenkmäler. Der Titel verschafft den Gemeinden internationale Bedeutung und sorgt für zusätzliche ökonomische, regionale Effekte. Denn Kultur ist ein touristisches Zugpferd. Die UNESCO-Auszeichnung ist ein aufmerksamkeitsstarkes Alleinstellungsmerkmal und hat einen sehr hohen Stellenwert in der internationalen Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftspolitik. Die Weltkulturerbestätten bringen zusätzliche Gäste nach Bayern.“

 

Transeuropäische Kulturroute

Die Schaffung einer transeuropäischen Kulturroute entlang des Donau-Limes verfolgt auch das Interreg-Projekt „Living Danube Limes“. Von 2020 bis 2022 sollen länderübergreifende Strategien an den Start gehen, die den  nachhaltigen Tourismus fördern. Die Projekte reichen von der Errichtung von Museen bis hin zur Rekonstruktion eines römischen Donauschiffes (Universität Erlangen-Nürnberg), das im Sommer 2022 stromabwärts bis zum Schwarzen Meer reisen soll.

Der bayerische Abschnitt – die „Römische Mauer“ ist über die kostenlose App „LIMES mobil“ und in vielen Römermuseen erlebbar - verläuft von Eining (Kreis Kehlheim) über Regensburg und Straubing bis Passau. 

 

Deutscher Anteil von Donaulimes in Bayern:

 

 

Donaulimes - Römische Spuren in Europa

Die eigentliche Grenze (Limes) war zur Römerzeit, also bis ins 5. Jahrhundert, natürlich die Donau selbst. Die aktuelle Eintragung als Welterbe gilt speziellen Stätten, die am Donaulimes liegen und aus der römischen Epoche erhalten sind.

Die Zeit der Römer war prägend für weite Teile Europas und hat nicht nur in Bayern ihre Spuren hinterlassen. Der Limes ist hier die markanteste dieser Spuren. Bedeutende Teile der Grenze des Römischen Reichs bildeten aber die großen Ströme Rhein und Donau. Die Grenzen ziehen sie sich mit Legionslagern, Auxiliarkastellen, Wachttürmen, Brückenköpfen und zivilen Siedlungen in Europa von Schottland bis ans Schwarze Meer. Weitere Teile liegen im Vorderen Orient und ziehen sich vom Roten Meer durch Nordafrika bis an die Atlantikküste. Drei Teile der römischen Landgrenzen bilden bereits ein länderübergreifendes Welterbe: der Hadrianswall in England (Einschreibung 1987), der Obergermanisch-Raetische Limes in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz (Einschreibung 2005) und der Antoninuswall in Schottland (Einschreibung 2008).

Der Donaulimes steht als Flussgrenze für ein anderes Konzept der Grenzverteidigung. Während bei den Landgrenzen physische Barrieren wie Palisaden, Mauern, Wälle oder Gräben die Grenze markierten, bildete mit der Donau der Fluss über mehr als vier Jahrhunderte die nördliche Grenze des römischen Reiches. Die Überwachungsaufgabe der römischen Soldaten bezog sich daher auch auf die wichtige Verkehrsader. An der rechten Flussseite finden sich, wie Perlen an einer Kette aufgereiht, in dem neuen Welterbe zahlreiche Militärlager auf einer Strecke von rund 600 Flusskilometern zwischen Bad Gögging bei Neustadt a.d. Donau und Iža in der Slowakei. Sie waren umgeben von zivilen Siedlungen. Zusammen bildeten diese Plätze nicht selten die Grundsteine für spätere, mittelalterliche Städte wie Regensburg oder Wien.

Ein langer Abschnitt (360 Kilometer) des Donau-Limes verlief durch Österreich. In Oberösterreich erstreckte sich der Grenzverlauf des antiken Römischen Reiches von Schlögen über Wels und Linz bis Enns. Daher freut sich auch der oberösterreichische Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat, Markus Achleitner, über den UNESCO-Titel. Die Entscheidung über die Aufnahme des Donau-Limes in die Welterbeliste „stärkt den oberösterreichisch-bayerischen Grenzraum weiter“, so Achleitner und fügt hinzu:

„Die Donau ist ein Symbol für ein vereintes Europa, das Menschen über Grenzen hinweg seit Jahrhunderten verbindet. Der Donaulimes zeigt, auf welchen Wurzeln wir stehen. Die Erhebung zum Weltkulturerbe ist auch ein weiterer Impuls für den Tourismus an der Donau, neue Zielgruppen können dadurch angesprochen werden. Neben den Rad-Tourismus wird damit auch der Kultur-Tourismus zu einem immer wichtigeren Angebot entlang der Donau“.  - Markus Achleitner, oberösterreichischer Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat

Und auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hebt die europäische Zusammenarbeit hervor:

„Der europäische Ansatz der Donau-Limes-Bewerbung begeistert mich“, sagt Aiwanger und ergänzt: „Es war eine gemeinsame Bewerbung mit unseren Partnern in Österreich und der Slowakei. Der Titel ist das Ergebnis jahrelanger, länderübergreifenden Vorbereitung und Forschung. Dieser europäische Antrag spiegelt nicht nur die gemeinsame Geschichte der Region wider, sondern verdeutlicht auch das heutigen Miteinander in Europa.“ - Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister

 

 

UNESCO-Welterbestätten in Bayern

Das UNESCO-Welterbekomitee setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet u.a. jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste sowie über Erweiterungsanträge. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes standen bislang 1.121 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. In Bayern zählen hierzu:

 

Ebenfalls in diesem Jahr neu eingeschrieben wurden die Great Spa Towns of Europe (2021) - Unterfranken (Bad Kissingen). Dazu gratuliert auch Hubert Aiwanger:

„Mein Glückwunsch geht auch an die Verantwortlichen in Bad Kissingen. Die unterfränkische Kurstadt gehört mit ihrer Architektur und jahrhundertealten Bäderkultur zu Recht zu den „Great Spas of Europe.“ Die zwei neuen, bayerischen Weltkulturerbetitel sind Ansporn und Verpflichtung zugleich. Mit deren Geschichte können wir die nächsten Generationen begeistern und neue Zielgruppen gewinnen sowie gleichzeitig die historische Substanz erhalten“. - Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister

 

 

Zweiter Welterbetitel für Regensburg

 

Die Entscheidung bedeutet für Regensburg, dass es sich über einen zweiten Welterbetitel freuen darf. Das Welterbekomitee bestätigte in der entscheidenden Sitzung den Antrag zur Erweiterung der UNESCO-Welterbestätte „Grenzen des römischen Reichs" um den römischen Donaulimes.

Die Beantragung des „Donaulimes“ gilt als logische Fortsetzung der Bemühungen, die bereits vor 15 Jahren begannen.

„Damals wurde der Obergermanisch-Raetische Limes, also die römische Landgrenze zwischen dem Rhein und der Donau bei Eining, in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen. Schon 2005 war der Obergermanisch-Raetische Limes nicht als nationales Denkmal nominiert, sondern als Teil einer seriellen transnationalen Welterbestätte ‚Frontiers of the Roman Empire‘ (Grenzen des römischen Reiches)“,

führt Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer aus.

„Ich freue mich sehr, dass die jahrelange internationale Zusammenarbeit bei der Antragsstellung Früchte getragen hat und Regensburg nun zweifaches Welterbe ist“. - Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Oberbürgermeisterin

Diese Denkmäler sind teilweise unter der Erde, andere sind sichtbar. Es handelt sich um militärische Niederlassungen und zivile Siedlungen. Sie reichen von Deutschland/Bayern über Österreich bis in die Slowakei. Für eine spätere Fortsetzung der Antragstellung sind auch Denkmäler in Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien und Rumänien bis ans Schwarze Meer vorgesehen.

 

 

Gleich drei Bereiche aus Regensburg UNESCO-Welterbestätten


Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer freut sich sehr über den zweiten Welterbetitel und erläutert, was genau als Welterbe eingetragen wird:

„Was Regensburg betrifft, so sind als UNESCO-Welterbestätten des Nassen Limes nun drei Bereiche eingetragen: Für das Legionslager wurden die Befestigungsmauern mit Porta Praetoria und die Befunde unter dem Niedermünster eingetragen. Weitere Teilflächen (component parts) sind in der Zivilsiedlung (canabae) um das Velodrom und die Königliche Villa gelistet, außerdem eine kleine Fläche im Großen Gräberfeld an der Kumpfmühler Brücke. Für das Kastell Großprüfening stehen die weitläufigen Bodendenkmäler im Ackerland gegenüber der Naabmündung, und für das Kastell Kumpfmühl werden im weitgehend unbebauten Bereich die Bodendenkmäler von Befestigung und Zivilsiedlung gelistet. Außerdem wurde eine Pufferzone ausgewiesen, die in etwa der mittelalterlichen Altstadt entspricht.“

Die Oberbürgermeisterin bedankte sich bei allen, die sich für den weiteren Welterbetitel eingesetzt haben.

 „In den drei neu gelisteten Welterbeflächen sollen die dortigen archäologischen Befunde auf Dauer für die nachfolgenden Generationen erhalten werden. Eingriffe in die Denkmalsubstanz sollen nach Möglichkeit vermieden oder auf das allernötigste Maß beschränkt werden“,

so Kulturreferent Wolfgang Dersch.

Für das Management der Welterbestätte und für die verpflichtende Vermittlungsarbeit wird zusätzlich zu ihren bisherigen Aufgaben die Abteilung Welterbekoordination im Amt für Archiv und Denkmalpflege zuständig sein.

Übrigens: Der neue Welterbestatus hat nach geltendem Denkmalschutzgesetz in Bayern keine zusätzlichen rechtlichen Folgen. Es handelt sich durchwegs um bereits geschützte Bodendenkmäler. Der Status als Welterbe trägt durch den ideellen Wert und die verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit zum Schutz der Denkmäler bei.

 

 

StMWK Bayern/StMWI Bayern/dpa/Stadt Regensburg/JM

Welterbe Donaulimes Unter den Schwibbögen
Welterbe Donaulimes, Die Regensburger Regionslagermauer

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