Die Unesco hat den Donaulimes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches als neues Welterbe ausgezeichnet. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) gab die Entscheidung am Freitag auf seiner 44. Sitzung im chinesischen Fuzhou bekannt. In seinem bayerischen Abschnitt erstreckt sich der Donaulimes von Bad Gögging im Landkreis Kelheim über Regensburg und Straubing bis nach Passau.
Die Entscheidung für den internationalen Antrag Deutschlands (Bayern), Österreichs und der Slowakei bei der diesjährigen Sitzung des Welterbekomitees in China gab Kunstminister Bernd Sibler heute weiter. Mit der Aufnahme dieser Stätten in die Welterbeliste spricht die UNESCO den „Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (Westlicher Teil)“ einen „außergewöhnlichen universellen Wert“ zu. Ungarn war kurz zuvor unerwartet aus dem gemeinsamen Verfahren ausgestiegen.
Bayerns Kunstminister Bernd Sibler äußert sich erfreut über die Entscheidung:
"Ich bin stolz auf diese großartige Auszeichnung! Der Donau-Limes ist die erste Welterbestätte, deren deutsche Anteile überwiegend in Niederbayern liegen! Die Aufnahme in die Welterbeliste ist ein deutliches Zeichen für die Bedeutung dieser historischen natürlichen Grenze des römischen Reichs. Für die Regionen liegt darin eine große Chance ihr reiches kulturelles Erbe noch sichtbarer zu machen. Besonders freue ich mich für die beteiligten Kommunen, Experten sowie Bürgerinnen und Bürger, deren Engagement nun weltweit sichtbar belohnt wird."
Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, ergänzt:
„Allen, die sich mit so viel Leidenschaft und Engagement für den Welterbe-Titel eingesetzt haben, gilt unser Dank. Der Donaulimes hat diesen Titel mehr als verdient: So vieles in unserem modernen Leben hat seine Ursprünge im Alten Rom. Die Römer haben nicht nur Europa geprägt, sondern die ganze Welt. Als teilweise noch erfahrbare Grenze ihres riesigen Reiches, hat der Donaulimes einen einzigartigen, überaus bedeutenden Wert für die gesamte Menschheit.“
Über die Aufnahme in die Welterbeliste freut sich auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger:
„Die harte Arbeit in den letzten Monaten für dieses kulturelle Prädikatssiegel hat sich gelohnt. Es ist für viele engagierte Personen vor Ort eine verdiente Auszeichnung. Sie machen Geschichte, Archäologie und Kultur lebendig sowie erleb- und greifbar. Auf Kinder, Jugendliche oder Kulturtouristen aus Nah und Fern wird die Auszeichnung eine Anziehungs- und Strahlkraft ausüben. Das verdient Hochachtung und Respekt. Jetzt spielt der Donau-Limes in Niederbayern und der Oberpfalz in der Königsklasse der weltweiten Kulturdenkmäler. Der Titel verschafft den Gemeinden internationale Bedeutung und sorgt für zusätzliche ökonomische, regionale Effekte. Denn Kultur ist ein touristisches Zugpferd. Die UNESCO-Auszeichnung ist ein aufmerksamkeitsstarkes Alleinstellungsmerkmal und hat einen sehr hohen Stellenwert in der internationalen Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftspolitik. Die Weltkulturerbestätten bringen zusätzliche Gäste nach Bayern.“
Die Schaffung einer transeuropäischen Kulturroute entlang des Donau-Limes verfolgt auch das Interreg-Projekt „Living Danube Limes“. Von 2020 bis 2022 sollen länderübergreifende Strategien an den Start gehen, die den nachhaltigen Tourismus fördern. Die Projekte reichen von der Errichtung von Museen bis hin zur Rekonstruktion eines römischen Donauschiffes (Universität Erlangen-Nürnberg), das im Sommer 2022 stromabwärts bis zum Schwarzen Meer reisen soll.
Der bayerische Abschnitt – die „Römische Mauer“ ist über die kostenlose App „LIMES mobil“ und in vielen Römermuseen erlebbar - verläuft von Eining (Kreis Kehlheim) über Regensburg und Straubing bis Passau.
Die eigentliche Grenze (Limes) war zur Römerzeit, also bis ins 5. Jahrhundert, natürlich die Donau selbst. Die aktuelle Eintragung als Welterbe gilt speziellen Stätten, die am Donaulimes liegen und aus der römischen Epoche erhalten sind.
Die Zeit der Römer war prägend für weite Teile Europas und hat nicht nur in Bayern ihre Spuren hinterlassen. Der Limes ist hier die markanteste dieser Spuren. Bedeutende Teile der Grenze des Römischen Reichs bildeten aber die großen Ströme Rhein und Donau. Die Grenzen ziehen sie sich mit Legionslagern, Auxiliarkastellen, Wachttürmen, Brückenköpfen und zivilen Siedlungen in Europa von Schottland bis ans Schwarze Meer. Weitere Teile liegen im Vorderen Orient und ziehen sich vom Roten Meer durch Nordafrika bis an die Atlantikküste. Drei Teile der römischen Landgrenzen bilden bereits ein länderübergreifendes Welterbe: der Hadrianswall in England (Einschreibung 1987), der Obergermanisch-Raetische Limes in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz (Einschreibung 2005) und der Antoninuswall in Schottland (Einschreibung 2008).
Der Donaulimes steht als Flussgrenze für ein anderes Konzept der Grenzverteidigung. Während bei den Landgrenzen physische Barrieren wie Palisaden, Mauern, Wälle oder Gräben die Grenze markierten, bildete mit der Donau der Fluss über mehr als vier Jahrhunderte die nördliche Grenze des römischen Reiches. Die Überwachungsaufgabe der römischen Soldaten bezog sich daher auch auf die wichtige Verkehrsader. An der rechten Flussseite finden sich, wie Perlen an einer Kette aufgereiht, in dem neuen Welterbe zahlreiche Militärlager auf einer Strecke von rund 600 Flusskilometern zwischen Bad Gögging bei Neustadt a.d. Donau und Iža in der Slowakei. Sie waren umgeben von zivilen Siedlungen. Zusammen bildeten diese Plätze nicht selten die Grundsteine für spätere, mittelalterliche Städte wie Regensburg oder Wien.
Ein langer Abschnitt (360 Kilometer) des Donau-Limes verlief durch Österreich. In Oberösterreich erstreckte sich der Grenzverlauf des antiken Römischen Reiches von Schlögen über Wels und Linz bis Enns. Daher freut sich auch der oberösterreichische Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat, Markus Achleitner, über den UNESCO-Titel. Die Entscheidung über die Aufnahme des Donau-Limes in die Welterbeliste „stärkt den oberösterreichisch-bayerischen Grenzraum weiter“, so Achleitner und fügt hinzu:
„Die Donau ist ein Symbol für ein vereintes Europa, das Menschen über Grenzen hinweg seit Jahrhunderten verbindet. Der Donaulimes zeigt, auf welchen Wurzeln wir stehen. Die Erhebung zum Weltkulturerbe ist auch ein weiterer Impuls für den Tourismus an der Donau, neue Zielgruppen können dadurch angesprochen werden. Neben den Rad-Tourismus wird damit auch der Kultur-Tourismus zu einem immer wichtigeren Angebot entlang der Donau“. - Markus Achleitner, oberösterreichischer Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat
Und auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hebt die europäische Zusammenarbeit hervor:
„Der europäische Ansatz der Donau-Limes-Bewerbung begeistert mich“, sagt Aiwanger und ergänzt: „Es war eine gemeinsame Bewerbung mit unseren Partnern in Österreich und der Slowakei. Der Titel ist das Ergebnis jahrelanger, länderübergreifenden Vorbereitung und Forschung. Dieser europäische Antrag spiegelt nicht nur die gemeinsame Geschichte der Region wider, sondern verdeutlicht auch das heutigen Miteinander in Europa.“ - Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister
Das UNESCO-Welterbekomitee setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet u.a. jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste sowie über Erweiterungsanträge. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes standen bislang 1.121 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. In Bayern zählen hierzu:
Ebenfalls in diesem Jahr neu eingeschrieben wurden die Great Spa Towns of Europe (2021) - Unterfranken (Bad Kissingen). Dazu gratuliert auch Hubert Aiwanger:
„Mein Glückwunsch geht auch an die Verantwortlichen in Bad Kissingen. Die unterfränkische Kurstadt gehört mit ihrer Architektur und jahrhundertealten Bäderkultur zu Recht zu den „Great Spas of Europe.“ Die zwei neuen, bayerischen Weltkulturerbetitel sind Ansporn und Verpflichtung zugleich. Mit deren Geschichte können wir die nächsten Generationen begeistern und neue Zielgruppen gewinnen sowie gleichzeitig die historische Substanz erhalten“. - Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister
StMWK Bayern/StMWI Bayern/dpa/Stadt Regensburg/JM