Die Vorbereitungen für die Umsetzung der «Ehe für alle» in Bayerns Standesämtern sind schon in vollem Gange. In München etwa wird derzeit geprüft, ob das Personal aufgestockt werden soll. «Aktuell erarbeiten wir eine Vorlage für den Stadtrat der Landeshauptstadt zu der Frage», sagte ein Sprecher des Münchner Kreisverwaltungsreferats der Deutschen Presse-Agentur. Auch in Nürnberg könnte es zusätzliche Stellen geben. In Städten wie Regensburg, Würzburg, Bamberg, Fürth und Ingolstadt will man bei den vorhandenen Kapazitäten bleiben.
Bisher konnten gleichgeschlechtliche Paare nur eine Lebenspartnerschaft eingehen. Vom 1. Oktober an dürfen sie wie heterosexuelle Paare die Ehe schließen. Wie groß der Andrang bei den Standesämtern dann sein wird, lässt sich aus Sicht der Zuständigen noch nicht sagen. «Wir lassen uns überraschen», sagte eine Sprecherin des Standesamts Nürnberg.
In Städten wie Ingolstadt, Fürth und Bamberg gab es bisher kaum bis gar keine Anfragen dazu. So wie auch in Regensburg – doch hier ist laut einer Sprecherin die Nachfrage nach Umwandlung der Lebenspartnerschaft in eine Ehe relativ groß. «Am Anfang wird es sicher eine kleine Welle geben», prognostizierte der Leiter des Standesamts Augsburg, Karl Krömer.
Das Standesamt München rechnet mit rund 2500 Umwandlungsverfahren bis Ende 2018. «Hierzu werden wir, bei entsprechender Nachfrage, auch zusätzliche Eheschließungstermine anbieten», sagte der Sprecher. Bis Ende Juli waren in der Landeshauptstadt rund 5800 Menschen mit Familienstand «verpartnert» registriert.
Obwohl das Gesetz zur Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare noch nicht in Kraft getreten ist, nehmen einige Standesämter bereits Anmeldungen für Eheschließungen und Anträge zur Umwandlung an. Darunter München, Nürnberg, Würzburg, Ingolstadt und Bamberg.
Für das Personal in den Standesämtern ändert sich mit der Einführung der «Ehe für alle» im Herbst kaum etwas. Lediglich bei der Verwaltung müssten sich die Mitarbeiter auf Änderungen etwa bei Formularen einstellen. Zusätzliche Trautermine, Schulungen oder Sonderservice für Interessierte sind größtenteils nicht geplant.
Auch bei der Trauung sei der Unterschied zwischen Eheschließung und Lebenspartnerschaft zuletzt ohnehin nicht mehr sehr groß gewesen, hieß es von den Standesämtern. «Das Einzige was sich ändert ist, dass man sich bei der «Traufrage» nicht mehr versprechen kann, indem man Lebenspartner als Brautpaar anspricht», so die Sprecherin in Nürnberg.
Das neue Gesetz könnte sogar Erleichterungen bringen. «Da sämtliche Trauungen im Eheregister zu beurkunden sind, entfällt in Zukunft die Führung von zwei unterschiedlichen Registern», sagte ein Sprecher in Ingolstadt. In Augsburg fasste Krömer das neue Gesetz so zusammen: «Künftig wird halt nur noch geheiratet – klassisch.»
Was die Zahl der registrierten Lebenspartnerschaften angeht, ist München erwartungsgemäß der landesweite Spitzenreiter. Dort wurden bis Ende Juli rund 5800 Menschen mit Familienstand «verpartnert» registriert, das sind 2900 Lebenspartnerschaften. In Nürnberg sind es etwas mehr als 870 Lebenspartnerschaften, in Regensburg 185, in Bamberg 115 und in Ingolstadt 80. In Fürth und Augsburg wurden den Angaben zufolge bisher jährlich rund 20 homosexuelle Paare getraut.