In weiten Teilen Deutschlands drohen an diesem Dienstag erneut Unwetter. Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge entwickeln sich am Nachmittag teils heftige Schauer und Gewitter - ausgenommen ist demnach lediglich der Nordwesten. «Dabei besteht eine hohe Unwettergefahr durch orkanartige Böen, heftigen Starkregen und großen Hagel», teilten die Meteorologen mit. «Im Nordosten kann vereinzelt die Bildung eines Tornados nicht ausgeschlossen werden.»
Temperaturen bis 37 Grad bringen die Menschen in Bayern ins Schwitzen. «Damit hat der Tag weiterhin gute Chancen, der heißeste des Jahres zu werden», sagte ein DWD-Mitarbeiter. Bisher hält der 19. Juli mit 35 Grad in Kitzingen den Rekord im bayerischen Sommer 2017. Als mögliche Orte der neuen Höchsttemperatur kommen am Dienstag Ingolstadt, Regensburg oder auch München infrage. Am heißesten wird es wohl zwischen 17 und 18 Uhr werden.
In der Nähe von Wiesbaden im Rheingau-Taunus-Kreis wurden etwa ein Dutzend Kinder im Alter zwischen acht und zehn Jahren gemeinsam mit ihren Betreuern in einem Feriencamp eingeschlossen, wie die Polizei berichtete. Verletzt wurde niemand. Weil rund um das Gebiet etwa 200 Bäume umstürzten, gab es bis Dienstagmittag kein Durchkommen. Die Polizei unterstützte die Einsatzkräfte mit einem Hubschrauber, um sich einen Überblick zu verschaffen.
«Nach einer kurzen Beruhigung intensiviert sich die Gewitteraktivität am frühen Nachmittag wieder», hieß es vom DWD. Zunächst gehe es in erster Linie um ein Gebiet von der Ostsee bis nach Frankreich, vom späten Nachmittag an sei auch die Südosthälfte betroffen. Das Unwetterpotenzial sei dabei im Vergleich zum Montag und zur Nacht auf Dienstag nochmals erhöht, so dass mit sehr großem Hagel mit Korndurchmessern über fünf Zentimetern, heftigem oder vereinzelt extrem heftigem Starkregen und Sturm- sowie Orkanböen zu rechnen sei, hieß es im Warnlagebericht des DWD.
In der Nacht auf Dienstag hatten Unwetter in Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen bereits zahlreiche Feuerwehr-Einsätze verursacht. Betroffen war etwa die Gegend um die Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden. In vielen Fällen mussten nach Angaben der Einsatzkräfte umgestürzte Bäume und Äste weggeräumt werden. In den Wiesbadener Stadtteilen Breckenheim und Medenbach fiel der Strom aus. In Mittelhessen sprach die Polizei von zwei Blitzeinschlägen in Wohnhäuser. Es kam zu Bränden, verletzt wurde niemand.
Nach Beobachtung der Wetter-Plattform Kachelmannwetter kam es in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz zu Böen von 111 Stundenkilometern. An der nahe gelegenen Mosel herrsche «Weltuntergangsstimmung», schrieb das Unternehmen von Jörg Kachelmann zu entsprechenden Internet-Bildern.
Bei Traben-Trarbach an der Mosel musste die Feuerwehr ein Jugendzeltlager mit 50 Kindern räumen, wie der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach, Christoph Zender, sagte. Man sei im Zentrum einer Gewitterzelle gewesen mit Starkregen und Hagel. «Die Blitze sind quasi rechts und links neben uns eingeschlagen», sagte er. Die Kinder wurden zunächst in ein nahe gelegenes Sportheim gebracht.
Auch im Süden Thüringens führten Gewitter zu Behinderungen. So fuhr ein Zug der Süd-Thüringen-Bahn zwischen Hildburghausen und Eisfeld in einen umgestürzten Baum hinein, wie das Unternehmen mitteilte. Dabei sei niemand verletzt worden.
Bei einem Unwetter in Görlitz in Sachsen waren am Montagabend mehrere Bäume entwurzelt worden. Dabei waren eine Bundesstraße sowie die Bahnstrecke ins sächsische Zittau kurzzeitig blockiert, wie ein Sprecher der Feuerwehr am Dienstag sagte.
Auch am Mittwoch soll es gebietsweise regnerisch und stürmisch bleiben. Einmal mehr türmten sich turbulente Luftmassen vor allem über dem Süden Deutschlands auf, sagte DWD-Meteorologe Martin Jonas. «Starkregen, schwere Sturmböen bis 100 Kilometer Geschwindigkeit in der Stunde und Hagel sind immer wieder drin, und wenn's blöd läuft, gibt es auch Orkanböen.»
dpa/MF