„Bayern steht für Heimat, Traditionen und kulturelle Bräuche. Ein Bekenntnis zu den bayerischen Wurzeln und die gelebte Erinnerung bewahren Identität und geben Halt in einer sich stetig wandelnden Welt. Bayern steht aber auch für Fortschritt und Weiterentwicklung. Den bekannten Herausforderungen unserer heutigen Zeit begegnen die Preisträgerinnen und Preisträger durch lösungsorientiertes Denken. Sie helfen dort, wo es drauf ankommt! Dieses Engagement, das unser einzigartiges Bayern auszeichnet, möchten wir heute würdigen“, freute sich Finanz- und Heimatminister Albert Füracker bei der Verleihung des „Heimatpreis Nordbayern“ im Rahmen des Festakts „HEIMAT BAYERN“ in Nürnberg (15.6.).
„Die heute ausgezeichneten Projekte führen uns vor Augen, warum jede und jeder seinen täglichen Beitrag für die Gesellschaft leisten sollte: Es bereichert das Leben, bietet Unterstützung für sich und andere und macht unser Bayern lebens- und liebenswert. Danke und vergelt’s Gott für Ihren unermüdlichen und wichtigen Einsatz für unsere Heimat!“, so Füracker weiter.
Die heutigen Preisträgerinnen und Preisträger verleihen ihrer Heimatverbundenheit unter anderem Ausdruck in den Bereichen Naturschutz, Kultur, Erhalt und Pflege der Heimatgeschichte sowie multikultureller Austausch.
Die Diözesanfußwallfahrt Regensburg ist die größte Fußwallfahrt Deutschlands und besteht seit 1830. Sie startet traditionell am Donnerstag vor Pfingsten. Seit den 1970er Jahren gibt es ein kontinuierliches Wachstum des Pilgerstroms: mittlerweile sind bis zu 8.000 Pilgerinnen und Pilger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs, im Jahr 2004 waren es sogar rund 10.000 Menschen. Die umfangreiche Organisation des Vereins von beispielweise Begleitfahrzeugen, Pilgerabzeichen, Wachssiegel und Pilgerbuch erfolgt ausschließlich ehrenamtlich, sämtliche Kosten werden durch Spenden finanziert. Die Pilgerinnen und Pilger sind auf den 111 Kilometern von Regensburg nach Altötting in drei Tagen auf der Suche nach Stille, Anstrengung, Gespräch, Meditation und Aufbruch. Unabhängig von der persönlichen Motivation, sei sie religiöser Natur oder sportliche Herausforderung, ist es das Gemeinschaftserlebnis, das den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nach eigenen Aussagen Kraft für den Alltag schenkt.
Für dieses besondere Gemeinschaftserlebnis wird der Verein Diözesanfußwallfahrt Regensburg e.V. durch die Auszeichnung mit dem Heimatpreis geehrt.
Die Arbeit des 1999 in Nürnberg gegründeten Forums macht die Bedeutung jüdischer Geschichte und Kultur in Vergangenheit und Gegenwart für unsere Heimat sichtbar. Ziel ist es, sich für mehr Sichtbarkeit jüdischer Geschichte und Kultur in der Region einzusetzen sowie Begegnungsmöglichkeiten für Juden und Nicht-Juden, jenseits von konfessionellen und gesellschaftlichen Gruppierungen, zu schaffen. Zusammen wird ein Beitrag für eine gemeinsame Zukunft in der Stadt geleistet. Das ganze Jahr über werden unterschiedliche Veranstaltungen, beispielswiese Vorträge, Exkursionen, Konzerte und Filmvorführungen durch das Forum angeboten sowie Kooperationen mit zahlreichen Museen gepflegt.
Für sein besonderes Engagement erhält das Forum für jüdische Geschichte und Kultur e.V. den Heimatpreis.
Das Leitziel des 1985 gegründeten Hutangerprojekts ist der Erhalt und die Entwicklung der landschaftsprägenden Elemente und der Vielfalt der Lebensräume durch Beweidung. Der Hutanger – eine historisch gewachsene Weidefläche – ist charakteristisch für das Nürnberger Land. Heute ist er an mächtigen Eichenbeständen, alten Obstbaumstrukturen oder an vielfältig blühendem Magerrasen zu erkennen. Er umfasst eine Gesamtfläche von circa 500 Hektar und über 120 Einzelflächen. Projektträger ist das Naturschutzzentrum in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverein und ortsansässigen Landwirtinnen und Landwirten. Inhalte des Projekts sind vor allem Bildungsangebote, Exkursionen, Fachtagungen und Symposien, Naturschutzforschungen und praktische Landschaftspflege. Diese Form der Weidewirtschaft ist nicht nur ein historisches Zeugnis, sondern vermittelt zudem Heimatgefühl und Nähe zur Natur.
Dafür wird das Hutangerprojekt des Naturschutzzentrums Wengleinpark e. V. mit dem Heimatpreis ausgezeichnet.
Seit 42 Jahren hat sich die Capella Antiqua Bambergensis der Wiederbelebung der Musik längst vergangener Epochen, dem Mittelalter und der Renaissance, verpflichtet. Im Vordergrund steht dabei die Authentizität: Instrumente, die es eigentlich nicht mehr zu kaufen gibt, werden in der eigenen Werkstatt hergestellt und Konzerte in der Atmosphäre historischer Gemäuer abgehalten. Das Publikum wird während der Konzerte, beispielsweise durch Erläuterungen zu den über 50 gespielten mittelalterlichen Instrumenten, mit einbezogen und informiert. Die musikalischen Reisen in die Geschichte werden durch renommierte Autorinnen und Autoren, Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Sprecherinnen und Sprecher unterstützt. Getragen wird die Musikgruppe wesentlich durch die Familie Spindler. Durch die Sanierung des Schlosses Wernsdorf bei Bamberg hat die Capella Antiqua Bambergensis hohen bürgerschaftlichen, verdienstvollen Einsatz gezeigt und erhält hierfür den Heimatpreis.
Das Vereinsziel wird seit Gründung 1994 nunmehr im 30. Jahr erfolgreich verfolgt: Professionelles Theater und Kleinkunst wird in den ländlichen Raum getragen. Es handelt sich um ein Freilicht-Wandertheater mit rund 70 ausgewählten Spielorten in Oberfranken und weit darüber hinaus. Von idyllischen Schlössern, über trutzige Burgen bis zu urigen Gasthöfen sowie Marktplätzen und Schulen – hier ist alles dabei. Seit einiger Zeit wird zusätzlich ein festes Quartier im denkmalgeschützten Gutshof Kutzenberg bei Ebensfeld durch den Verein sukzessive saniert. Der Verein bietet neben seinen Vorführungen eine Vielzahl an Workshops und weiteren Angeboten für Jugendliche und Erwachsene. Ermöglicht wird das alles durch eine Vielzahl an Sponsoren und Spender. Rund 230 Menschen aus ganz Franken sind überwiegend ehrenamtlich im Einsatz.
Für dieses besondere Engagement wird der Verein Fränkischer Theatersommer e.V. mit dem Heimatpreis ausgezeichnet.
Der Sandstein aus Wermerichshausen war ein begehrtes Baumaterial für Kirchen, Amtsgebäude und die Residenz in Würzburg. Eine weitere Besonderheit des Ortes ist der fast vollkommen erhaltene historische Ortsgrundriss. Die Dorfgemeinschaft hat sich der Pflege und des Erhalts dieses wertvollen, aber auch anspruchsvollen Erbes verschrieben. Seit Jahrzehnten werden Denkmäler aus Sandstein mit Sandstein aus den dortigen Steinbrüchen saniert. Diese kontinuierliche Arbeit und der verantwortungsvolle Umgang mit den Denkmälern ihrer Heimat tragen zur Dorfverschönerung und Sichtbarmachung bei. In 2022 wurde die Dorfgemeinschaft Wermerichshausen mit Silber im Bezirksentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ und mit dem Sonderpreis für die Gestaltung des prachtvollen Ensembles rund um Kirche und Pfarrhaus ausgezeichnet. Die Einnahmen aus den Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft werden in den Erhalt der Gebäude und Anlagen des Ortes reinvestiert. Durch das gemeinsame Engagement entsteht ein ausgeprägtes „Wir-Gefühl“ und ein generationenübergreifendes Miteinander im Ort.
Die Dorfgemeinschaft Wermerichshausen erhält hierfür den Heimatpreis.
Das Internationale Kinderfest Würzburg ist überregional bekannt. Jedes Jahr wird die Würzburger Innenstadt am 1. Sonntag im Mai zur größten Spielwiese Bayerns. Beim 45. Jubiläum am 7. Mai 2023 drehte sich alles um Kinder und Familien. Rund 35.000 Besucherinnen und Besucher entdeckten über 50 Programmstationen. Veranstaltet wird das familien- und generationenfreundliche sowie multikulturelle Kinderfest in Kooperation zwischen der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW), dem BR und der Stadt Würzburg. Als Ausdruck von Solidarität mit allen Kindern und Familien dieser Welt ermöglichen über 80 Vereine, Gruppierungen, Verbände und Initiativen mit zahlreichen Ehrenamtlichen diese Benefizveranstaltung. Der Erlös geht an die DAHW. Vielfältige Mitmachangebote, Bühnenprogramm und kulinarische Köstlichkeiten tragen dazu bei, dass die Stadt erlebbar, „erspielbar“ und so zur Heimat wird.
Dieses langjährige Engagement für die Kinder in Würzburg und Umgebung wird mit der Auszeichnung des Internationalen Kinderfest Würzburg mit dem Heimatpreis gewürdigt.
Die Krippenschnitzkunst ist eine 200 Jahre alte Tradition in Plößberg mit besonderer Ausprägung und Bekanntheit. Das Handwerk wurde ursprünglich von Plößberger Glasofenbauern von ihren Reisen mitgebracht und von sogenannten Stücklmachern gepflegt und stetig weitergegeben. Seit 1970 wird nun alle 5 Jahre eine sogenannte Krippenschau veranstaltet. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung von Hauskrippen der ortsansässigen Familien, welche oft von mehreren Generationen in den Wintermonaten geschnitzt wurden. Ziel des Veranstalters Oberpfälzer Waldverein Plößberg ist es, die Tradition der Krippenschnitzkunst unter anderem durch den jährlichen Krippenweg lebendig zu erhalten. Die 11. Krippenschau im Winter 2022 / 2023 gilt als inoffizieller Weltrekord der größten Krippe der Welt: 70 Meter langer Krippenberg, 8.000 handgemachte Figuren, 4.500 Stunden ehrenamtliche Arbeit – das ist ein herausragendes Beispiel eines gelebten Brauches.
Hierfür wird die Plößberger Krippenschau mit dem Heimatpreis ausgezeichnet.
Bayerisches Finanz- und Heimatministerium / MB