Continental, der bekannte Autozulieferer und Reifenhersteller aus Hannover, steht vor einer bedeutenden Transformation. Das Unternehmen plant, seine schwächelnde Autozuliefersparte abzuspalten und eigenständig an die Börse zu bringen. Dies könnte zu einer Trennung des Traditionskonzerns in zwei separate Einheiten führen.
Seit Jahren kämpft Continental mit einer schwachen Performance im Autozuliefergeschäft. Der Marktwert des Unternehmens sank von über 45 Milliarden Euro in 2018 auf derzeit rund 10 Milliarden Euro. Das Management um CEO Nikolai Setzer hat lange Zeit Berichte und Spekulationen über eine mögliche Aufspaltung dementiert, doch nun scheint der Schritt unausweichlich.
Laut Setzer haben sich die Märkte und die Kundenanforderungen in der Automobilindustrie stark verändert. Schwankende Marktbedingungen und der technologische Wandel hin zu softwarebasierten Lösungen erfordern mehr Flexibilität und unternehmerischen Spielraum. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Aufteilung des Konzerns als sinnvoll.
Continental plant ein sogenanntes Spin-Off, bei dem die Autozuliefersparte separat an die Börse gebracht wird. Dadurch würden die Aktionäre Eigentümer von zwei eigenständigen Unternehmen: Einem, das das profitable Reifengeschäft und die Kunststofftechnik umfasst, und einem anderen, das Bremsen, Elektronik, Displays und weitere Autozulieferteile produziert. Die erforderlichen Schritte werden derzeit geprüft, und eine Entscheidung des Vorstands wird im vierten Quartal erwartet. Die Hauptversammlung muss im kommenden Jahr zustimmen, und ein Abschluss der Transaktion ist bis Ende 2025 geplant.
Welche Folgen eine solche Entscheidung für den Standort Regensburg und die Mitarbeitenden hätte, ist aktuell noch nicht bekannt.
Das Reifengeschäft von Continental ist seit Jahren ein wichtiger Gewinnbringer, während die Autozuliefersparte in den letzten Jahren mit hohen Investitionskosten, Zollstreitigkeiten sowie Energie- und Logistikkosten zu kämpfen hatte. Vergangenes Jahr schrieb dieser Bereich erstmals seit 2019 wieder schwarze Zahlen. Um die Kosten zu senken, hat Continental bereits Stellenstreichungen angekündigt: Rund 7150 Arbeitsplätze, hauptsächlich in der Verwaltung sowie in Forschung und Entwicklung, sollen bis 2025 abgebaut werden, um jährlich 400 Millionen Euro einzusparen.
Spekulationen über eine Trennung gibt es schon lange. Bereits vor einigen Jahren hatte Continental das Antriebsgeschäft in die Firma Vitesco ausgegliedert und per Spin-Off an die Börse gebracht. Der fränkische Autozulieferer Schaeffler, Großaktionär von Continental, hat mittlerweile die Mehrheit an Vitesco übernommen und plant eine Verschmelzung mit dem eigenen Konzern.
Bei der spekulierten Trennung von Reifen- und Autogeschäft hatte sich das Management – zuletzt Setzer, zuvor aber auch Vorgänger Elmar Degenhart – lange zurückhaltend gezeigt und den Wert eines gemeinsamen Konzerns betont. Setzer hatte vergangenes Jahr allerdings bereits viele Teile des Autogeschäfts auf den Prüfstand gestellt.
Dabei galt der Oberkontrolleur der Hannoveraner als Fürsprecher einer Trennung: Wolfgang Reitzle. Der Top-Manager mit vielen Stationen in der deutschen Industrie, unter anderem als Chef des Gasekonzerns Linde, hatte sich dieses Jahr sein Mandat im Aufsichtsrat noch einmal um zwei Jahre bis zur Hauptversammlung 2026 verlängern lassen. In Berichten im «Manager-Magazin» hatte es geheißen, er wolle in der verbliebenen Zeit die Dinge in Hannover noch in die richtige Spur bringen.
dpa / MB