Traurige Gewissheit im Allgäu: der seit dem 23. Februar vermisste 43-jährige Mann aus Furth im Wald ist am Samstagvormittag verstorben aufgefunden worden. Ein Jäger hat die Leiche entdeckt.
Da sich der Fundort im unzugänglichen und mit Wasser gefüllten Tobel befand, wurden Polizeibergführer der Alpinen Einsatzgruppen der bayerischen Polizeipräsidien Schwaben Süd/West und Oberbayern Süd, sowie ein Bergführer der österreichischen Polizei Reutte alarmiert. Die insgesamt sechs Beamten gelangten mittels Seilsicherung an den verstorbenen Mann und bargen ihn.
Anhand seines Personalausweises und anderer persönlicher Gegenstände, konnte der Verstorbene als der bis dato vermisste 43-jährige Skitourengeher aus dem Landkreis Cham identifiziert werden. Durch das anhaltende Tauwetter in Verbindung mit dem im Tobel ansteigenden Schmelzwasser waren Teile der darüber aufgeschütteten Lawine brüchig geworden und in einen Gumpen gestürzt, wodurch der Verschüttete freigelegt wurde. Er war nach derzeitigem Ermittlungsstand sofort an der Schwere der durch den Lawinenabgang erlittenen Verletzungen verstorben.
Die Lawine hatte sich am Samstag gegen 14.20 Uhr nördlich des Plansees in den Ammergauer Alpen nahe der österreichischen Ortschaft Reutte und dem schwäbischen Schwangau gelöst. Dabei habe sie sich in drei Arme geteilt, hieß es. Zunächst hatten die Tiroler Behörden über den Fall informiert, später übernahmen die deutschen Kollegen. Das Lawinengebiet befindet sich den Angaben zufolge auf der deutschen Seite der Grenze.
Für die Suche waren am Samstag rund 70 Einsatzkräfte mit Hubschraubern zum Unglücksort geflogen worden, da eine Zufahrtsstraße auf der österreichischen Seite der Grenze wegen Lawinengefahr gesperrt war. Aus Sicherheitsgründen hatten die Behörden die Suche am Samstagabend bis Sonntag unterbrochen. Der Bereich galt als lawinengefährdet.
Am Sonntag suchten im Lawinengebiet acht Spezialisten der Polizei nach dem Vermissten, auch Helfer der Bergwacht und ein Suchhund waren im Einsatz. „Das Problem ist die Substanz des Schnees. Der ist steinhart.“, sagte ein Polizeisprecher. Stellenweise sei der Schnee drei Meter tief.
Die Polizei geht davon aus, dass sich die Lawine selbst ausgelöst hat. Es handle sich wahrscheinlich um eine Gleitschneelawine. Diese entstehen durch einen großflächigen Reibungsverlust zwischen der Schneedecke und dem Untergrund aufgrund von Wasser. Wird das Gleiten schneller, entsteht eine Lawine, die jederzeit abgehen kann und quasi nicht vorhersagbar ist.
In den Ammergauer Alpen galt am Wochenende die Lawinenwarnstufe eins, also eine geringe Gefahrenstufe. Am Freitag hatte der Lawinenwarndienst Bayern noch Stufe zwei gemeldet.
Am Samstagmittag war die Lawine unterhalb der Schäferblasse in den Ammergauer Alpen in südliche Richtung abgegangen. Auf dem Weg teilte sie sich in drei Arme, wovon einer mehrere Skitourengeher erfasste und mitriss. Dank sofort eingeleiteter Such- und Rettungsmaßnahmen mit über 70 Rettungskräften konnten mehrere Personen unverletzt gerettet werden. Ein 37-Jähriger aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen musste mit schweren Verletzungen gerettet werden. Ein 42-Jähriger aus dem Landkreis Cham wurde verstorben geborgen; ein 43-Jähriger aus demselben Landkreis gilt noch immer als vermisst.
Die wegen hoher Lawinengefahr und einbrechender Dunkelheit am Samstag kurz vor 20 Uhr vorübergehend ausgesetzte Suche wurde heute Vormittag fortgeführt. Weiterhin bestand eine hohe Gefahr von Lawinenabgängen.
Aus diesem Grund entschloss sich die einsatzleitende Polizeiinspektion Füssen dazu, mit einem geringen Kräfteansatz zu suchen. Acht Alpinbergführer der Polizeipräsidien Schwaben Süd/West und Oberbayern Süd, suchten mittels Verschüttetensuchgeräten, Lawinen- und Dampfsonden, Ortungsgeräten für Handysignale und einem für alpine Anforderungen trainierten Polizeihund im relevanten Lawinen- und Gefahrenbereich. Eine ständige Bewertung der Gefahrensituation war notwendig und Grundlage für die Entscheidung, die Suche gegen 18 Uhr für heute zu beenden.
„Die Einsatzbewältigung wegen des tragischen Lawinenabgangs an diesem Wochenende lief über Ländergrenzen hinweg einwandfrei. Polizeibergführer und Ehrenamtliche aus dem Allgäu, aus Oberbayern und Tirol arbeiteten Hand in Hand zusammen. Angetrieben vom Willen den Vermissten zu finden, begaben sie sich trotz der hohen Eigengefahr in das Suchgebiet“ hebt Edmund Martin, Leiter der Polizeiinspektion Füssen hervor. „Im Suchgebiet waren die Schneehöhen teils meterhoch und der Schnee sehr dicht komprimiert, was die Suche erheblich erschwerte“, ergänzt der Einsatzleiter.
Neben den Alpinen Einsatzgruppen der Bayerischen Polizei waren heute auch zwei Polizeihubschrauber aus Bayern und Tirol, sowie die Bergwacht Oberammergau im Einsatz. Darüber hinaus war das Technische Hilfswerk Memmingen mit einer Drohne im Einsatz vor Ort.
Morgen Vormittag (25.02.) wird der Sucheinsatz am Lawinenkegel, also außerhalb des unmittelbaren Gefahrenbereichs fortgeführt. Mittels eines Mini-Schreitbaggers sollen behutsam Bereiche abgetragen werden, die bereits zuvor sondiert wurden. Eine Fortsetzung der Suche im Bereich der Lawinenbahn ist nach derzeitigem Planungsstand nicht vorgesehen.
Die Ermittlungen zum Lawinenabgang und dessen Folgen haben die Beamten der Alpinen Einsatzgruppe des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West übernommen. Nach derzeitigem Kenntnisstand hatte sich die Gleitschneelawine an dem Südhang selbst ausgelöst.
Pressemitteilung dpa / PP Schwaben Süd/West