Der diesjährige „Tag des offenen Denkmals“ findet am Sonntag, den 12. September statt. Seit vielen Jahren wird dieses Angebot bundesweit durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert. Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler ist begeistert, dass in diesem Jahr zahlreiche Denkmäler im Landkreis Cham am Aktionstag zu besichtigen sind:
„Unsere Denkmalpflege leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der gewachsenen Oberpfälzer Kulturlandschaft und damit zur Identität unserer Region. Zahlreiche Denkmäler geben den einzelnen Dörfern, Märkten, Städten und Regionen ein unverwechselbares Gesicht. Ihr Erhalt, ihre Pflege und die Belebung ist für die Allgemeinheit von großem Interesse. Die gerade abgeschlossene umfassende Sanierung des historischen Schulhauses in Fronau ist ein Beispiel für das Engagement des Landkreises in der Denkmalpflege. Allen Eigentümern, die ihre Denkmäler am 12. September der Öffentlichkeit vorstellen, sei herzlich für ihre Beteiligung am Tag des offenen Denkmals gedankt.“
Als Motto für den Tag des offenen Denkmals 2021 nennt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ und fragt: „Ist es wirklich so, wie es auf den ersten Blick erscheint?“ Denkmale spielen mit unseren Sinnen, imitieren wertvolle Materialien oder sind Zeugnisse geheimnisvoller Legenden. Und genau diesen Geheimnissen wird beim diesjährigen Tag des offenen Denkmals auf den Grund gegangen. Am Tag des offenen Denkmals öffnen tausende Denkmäler in ganz Deutschland ihre Türen und begeistern Besucher mit Geschichten und interessanten Informationen. Nachdem der Aktionstag letztes Jahr nur digital stattfinden konnte, können dieses Jahr die Denkmäler neben digitalen Angeboten wieder vor Ort besucht werden. Die Besucher werden gebeten die aktuell geltenden Infektionsschutzmaßnahmen zu beachten. In Gebäuden ist das Tragen einer medizinischen Maske („OP-Maske“) verpflichtend, es gelten die üblichen AHA-Regeln.
1. Cham - 14:00 Uhr Führung mit Stadtarchivar Timo Bullemer zu verschiedenen Gebäuden der Stadt, wie das historische Armenhaus und Pfarrkirche St. Jakob (ca. 1 Std.)
2. Cham – Ehem. Armenhaus der Stadt – Museum SPUR
Im ehemaligen Armenhaus der Stadt Cham ist seit 1991 das Museum SPUR Cham eingerichtet. Der südwestlich vor dem Biertor am Regenfluss gelegene spätgotische, giebelständige Flachsatteldachbau mit Vorschussgiebel zählt zu den ältesten noch erhaltenen Profangebäuden Chams.
In dem Antikriegsfilm „Die Brücke“ von Bernhard Wicki, 1959 in Cham gedreht, spielte das historische Armenhaus eine zentrale Rolle. Heute sind hier Arbeiten der Gruppe SPUR im Stil des abstrakten Expressionismus und des Informel zu sehen.
In diesem Jahr begeht das Museum sein 30-jähriges Jubiläum. Neben der Ausstellung mit Arbeiten der Gruppe SPUR im Obergeschoss werden im Erdgeschoss jährlich wechselnde Ausstellungen zur Stadtgeschichte gezeigt, konzipiert von Stadtarchivar Timo Bullemer. Heuer lautet das Thema der heimatgeschichtlichen Ausstellung: „April 1945. Ausstellung zur Erinnerung an 75 Jahre Kriegsende in Cham“.
Am Tag des offenen Denkmals sind beide Ausstellungen bei freiem Eintritt zu besichtigen. Die üblichen Öffnungszeiten für den Herbst sind dann Mittwoch, Samstag, Sonntag 14 bis 17 Uhr.
3. Cham – Cordonhaus – Städtische Galerie
Aktuelle Ausstellung „Skulpturen und Zeichnungen“ von Peter Senoner
Das Gebäude an der inneren Stadtmauer stammt aus dem 16. Jahrhundert und beeindruckt durch seinen Innenhof mit dem für Cham einmaligen Arkaden- und Laubengang.
Ursprünglich gehörte es zum Kloster Reichenbach, aber in seiner langen Geschichte erfüllte das Haus die unterschiedlichsten Zwecke. Im ausgehenden 18. Jahrhundert hatten berittene Truppen hier ihren Stützpunkt. In dieser Zeit entstand der Name Cordonhaus. Er leitet sich aus dem Französischen ab und bezeichnet eine Kette militärischer Stützpunkte oder Posten, die in Bayern die Sicherung der Landesgrenze übernahmen. Während die Erhaltung des Gebäudes in den 1970er Jahren akut gefährdet war, erhielt es nach dem Abschluss der Renovierung 1981 eine neue Nutzung. Heute beherbergt es unter anderem die Tourist-Information und die Städtische Galerie.
4. Cham – Klostermühle Altenmarkt
Mühlenfest zum 20jährigen Bestehen des Ländlichen Kulturzentrums im Innenhof der Klostermühle; Besichtigung der historischen Mühle
Bereits 1135 wird die Mühle erstmals urkundlich erwähnt, wobei sie als eine der Größten in der Gegend galt. Bis zur Säkularisation 1802 war das Ländliche Kulturzentrum Eigentum verschiedener Klöster (Reichenbach, Amberg, Neunburg) und trägt deshalb den Namen „Klostermühle”.
1802 wechselte der Eigentümer der Mühle und das Baudenkmal wurde grundlegend umgebaut. Aus dieser Zeit stammt auch der Dachstuhl, von dem heute noch große Teile erhalten sind.
Seit 1892 gehörte die Mühle der Familie Kugler, die in der ersten Hälfte des 20igsten Jahrhunderts einen florierenden Mahlbetrieb, ein Sägewerk und eine große Landwirtschaft unterhielten. Albert Kugler, der letzte Müller von Altenmarkt, lebte allein mit seiner Schwester Emilie in dem wertvollen Baudenkmal ohne direkte Nachfahren. 1994 wurde die Mühle von den Eheleuten Rauscher erworben. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gebäude bereits in einem sehr schlechten Zustand. Angetan von der Idee, ländliches Kulturgut zu dokumentieren und wiederzubeleben, entwickelten Melanie und Alfred Rauscher ein Konzept zur öffentlichen Nutzung der Räume.
5. Rettenbach–Postfelden - Waldlerhaus aus dem 18. Jahrhundert
Das Waldlerhaus aus dem 18. Jahrhundert ist Teil einer größeren Hofanlage, die aus einem Stadel und mehreren ehemals landwirtschaftlich genutzten Nebengebäuden besteht. Das Wohnstallhaus wurde dendrochronologisch auf das Jahr 1753 datiert. Bauzeitlich ist das Erdgeschoss aus Bruchsteinen errichtet, das Obergeschoss mit Umschrot und den Giebeln dagegen vollständig als hölzerne Blockbaukonstruktion. Das Äußere des Gebäudes beeindruckt durch eine imposante Blockbauarchitektur und ist ein Zeugnis für die Bau- und Siedlungsentwicklung der Region.
Der Ortsteil Postfelden, Gemeinde Rettenbach im Westen des Landkreises Cham, liegt am Eingang zum Naturschutzgebiet „Hölle“, ein bekanntes Naherholungsgebiet. Im Waldlerhaus Postfelden befindet sich heute ein Hofcafé.
6. Roding – Alte Wehrkirche Obertrübenbach
Aktuelle Ausstellung „Wir sind Kirche und feiern ein Jubeljahr mit unserem Pfarrer“
Die Alte Kirche in Obertrübenbach wurde als Wehrkirche um die Mitte oder die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut und war vermutlich die Kapelle der Burg der Trübenbecker. Sie gehört zu jener Art von Bauwerken, die im Untergeschoss als Hauptbau eine Kapelle enthielten und in einem oder mehreren Obergeschossen auch Wohnräume, die eventuell auch Verteidigungszwecken dienten.
Die massive Bauweise und die schießschartenartigen Öffnungen deuten auch auf Verteidigungszwecke hin. Die Burgkapelle wurde Anfang des 15. Jahrhunderts in eine Dorfkirche mit Sakristei umgebaut.
2008 wurde der Förderverein „Alte Wehrkirche“ gegründet. 12. September, 13:00 - 17:00 Uhr
Wir erinnern an die Vergabe der Pankratius-Reliquien durch Kaiser Arnulf an seine Königshofkapelle in Roding vor 1125 Jahren. Wir zeigen eine Zusammenfassung aller Priester und Ordensleute, welche aus dem Filialbereich Obertrübenbach/Kalsing hervorgegangen sind. Außerdem wird das Vorhaben, begründet im Jahr 2022 die Erstnennung von Trübenbach vor tausend Jahren zu feiern.
7. Roding-Fronau – Schulmuseum Fronau
Nahe der Kirche St. Stephanus Fronau, innerhalb der alten Mauer, die einst Kirche und Friedhof umgab steht ein historischer Holzblockbau auf Bruchsteinsockel, der schon 1756 als Schulhaus erbaut wurde. Mit den mächtigen Kastanienbäumen, geschützten Naturdenkmalen, ist dies ein eindrucksvolles Ensemble. Das Fronauer Holzhaus ist ein Beispiel für den früher im Landkreis Cham und in der Oberpfalz weitverbreiteten Typus des Waldlerhauses. Seit 1981 befindet sich in dem alten Schulhaus das vom Landkreis Cham eingerichtete Schulmuseum. Nach einer gerade zum Tag des offenen Denkmals fertiggestellten umfassenden Sanierung des Holzblockbaus ist das Schulmuseum jetzt wieder für Besucher geöffnet. Das Schulhaus dokumentiert die früher übliche Einheit von Schulsaal und Lehrerwohnung unter einem Dach. Neben dem Unterrichtsraum finden sich Stube und Kammer, die vom Lehrer und seiner Familie bewohnt wurden. Eine Schusterwerkstatt zeigt den Nebenerwerb der Lehrersfamilie. Der Schulsaal veranschaulicht den Alltag in Schulen um die Wende zum 20. Jahrhundert. Er ist bestückt mit historischem Inventar aus verschiedenen Schulen des Landkreises.
Bis Ende Oktober ist das Schulmuseum jeden Sonntag 14 bis 17 Uhr geöffnet.
8. Roding – Kalksandsteinwerk
Das Kalksandsteinwerk wurde 1909 kurz nach der Industrialisierung der Kalksandsteinproduktion errichtet. Umbauten 1922 und 1958. U.a. Gebäude, Maschinen und Pläne aus jeder Zeit vorhanden, beispielhaft für die gesamte Produktionsentwicklung der Kalksandsteinindustrie Deutschlands. Der Kalksandstein wurde regional auch Weißer Ziegel genannt und wird aus Sand, Kalk und Wasser gemischt, gepresst und unter Dampfdruck gehärtet. Im Jahre 2000 wurde das Werk stillgelegt und ist seit 2001 als Industriedenkmal zu besichtigen.
9. Tiefenbach – Alter Pfarrhof
Das in der Denkmalschutzliste als zweigeschossiger und traufständiger Halbwalmdachbau mit Gesimsgliederung geführte Gebäude wurde im Jahre 1821 errichtet, wie die Jahreszahl über der Haustür zeigt. Der Alte Pfarrhof wird also heuer 200 Jahre alt! Der Pfarrhof ist eines der wichtigsten Gebäude am Marktplatz mit direkter Sichtachse aus dem langgezogenen Straßenzug, er bildet das bauliche „Gegenstück“ zur Pfarrkirche. Bis zu seiner Privatisierung im Jahr 1978 wurde das Gebäude als Pfarrhof genutzt. Nach einer Vielzahl von wechselnden Besitzern begannen die gegenwärtigen Eigentümer 2018 mit seiner Sanierung. Über die Zeit blieb der Zustand des Gebäudes weitgehend unverfälscht, jedoch für eine nachhaltige Weiternutzung wurde bei der Maßnahme die Verbesserung in gestalterischer und bauphysikalischer Sicht verfolgt. Die Rekonstruktion der Fassade wurde nach den originalen Plänen auf ältestem bekannten Stand samt Bossen-Struktur durchgeführt. Für die gelungene Sanierung wurden die Eigentümer 2020 mit dem Denkmalpreis des Landkreises Cham ausgezeichnet.
10. Traitsching – Wasserschloss Loifling mit Schlosskapelle St. Johann Baptist
Die einstige Burg Loifling war Mittelpunkt einer jener 22 Hofmarken und Landsassengüter, die um 1488 in der Umgebung Chams bestanden und zum Teil noch heute an die frühe mittelalterliche Bedeutung der Gegend um die einstige Reichsburg erinnern. Der Stammsitz derer von Loifling wird schon um 1150 mit Hermann, einem diepoldingischen Ministerialen und Sohn des Wolfram von Lewflingen, greifbar.
Vom Beginn des 15. bis 19. Jahrhundert, 400 Jahre lang, war Loifling dann im Besitz der adeligen Familie der Freiherren von Poißl.
Im Jahre 1988 hat die Gemeinde Traitsching das dem Verfall preisgegebene ehemalige Wasserschloss erworben und in 10 Jahren aufwändig saniert und renoviert. Archäologische Ausgrabungen und historische Dokumentationen geben über die geschichtliche Bedeutung des Wasserschlosses Aufschluss. Sehenswert ist die Schlosskapelle St. Johann Baptist. Hier können speziell Führungen zur Geschichte des Benefiziums Loifling seit 1457 bis heute angeboten werden.
11. Wald – Wehrkirche Schönfeld
Wehrkirche St. Ägidius, Saalbau mit eingezogenem Chor und Walmdach, Quadermauerwerk aus Granit, romanisch, 1160/70, Dachreiter und Fenstererweiterung an der Südseite
Zu den Denkmälern, die sich am „Tag des offenen Denkmals“ im Landkreis Cham am Sonntag, 12.09. beteiligen, bietet die Website des Landkreises Cham https://www.landkreis-cham.de/aktuelles-nachrichten/alle-meldungen/kultur-tag-des-offenen-denkmals-2021/ und die Website Deutsche Stiftung Denkmalschutz: www.tag-des-offenen-denkmals.de weitere Informationen.
Landkreis Cham/JM