Nach zwei starken Auftritten zu Saisonbeginn kamen die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg am Samstagabend an ihre Grenzen: Die Bunkerladies mussten sich bei Erstliga-Absteiger Frisch Auf! Göppingen mit 23:37(11:15) geschlagen geben. Die Voraussetzungen hätten kaum unterschiedlicher sein können: Die Gastgeber verfügen über eine Truppe, die unter Profibedingungen trainiert und 16 Spielerinnen aufbieten konnte. Dazu hatte der Traditionsverein nach der 21:33-Auftaktpleite gegen Waiblingen vor heimischem Publikum etwas gutzumachen. Auf der anderen Seite der Aufsteiger aus der Oberpfalz, der neben den Langzeitausfällen Anna Fuhrmann, Anika Bissel und Sophia Peter kurzfristig auch noch auf Linkshänderin Julia Smidéliusz (Wade) verzichten musste. Der Respekt vor dem Titelkandidat, der das Saisonziel „Wiederaufstieg“ ausgegeben hat, und der Spielstätte EWS-Arena, in der zahlreiche Deutsche Meisterschaften und Europapokalsiege gefeiert wurden, war den ESV-Spielerinnen auch anzumerken.
Gegen die bewegliche, körperlich starke Abwehr mussten die Regensburgerinnen viel investieren, um in gute Wurfpositionen zu kommen. In den ersten 20 Minuten gelang das noch ganz gut und Frisch-Auf-Torhüterin Anne Bocka, die schon in der 1. Liga überzeugt hatte, musste einige Glanzparaden zeigen, damit ihr Team in Führung blieb. Hauptproblem bei den Bunkerladies waren die Ballverluste, die durch die aggressive Deckung Göppingens auch forciert wurden. Hier gingen die Gäste zu sehr ins Risiko und die vielen Fehlabspiele waren maßgeblich für die 15:11-Halbzeitführung der Schwäbinnen.
Nach der Pause kam der ESV durch einen Doppelschlag von Johanna Brennauer und Nicole Lederer, die sich mit fünf Treffern am erfolgreichsten behauptete, auf 13:16 heran. Kurzzeitig sah es nach einem weiteren Ausrufezeichen aus. Doch es sollte ganz anders kommen. Drei Gegentreffer nach Ballverlusten zwangen Coach Csaba nach weniger als fünf gespielten Minuten im zweiten Durchgang zur Time-Out. Zu allem Überfluss hatte sich Linksaußen Johanna Brennauer eine Fingerblessur zugezogen und konnte nicht mehr weiterspielen. Dadurch kam Neuzugang Melanie Kapser, deren Einsatz eigentlich erst für das Heimspiel am kommenden Samstag gegen Lintfort geplant war, früh zu ihrem Zweitligadebüt. Der aus Freising nach Regensburg gewechselte Linksaußen gelang dann in der 42. Minute auch ihr Premierentreffer. Da war beim Stande von 24:15 für Göppingen die Messe alleridings schon gelesen. Frisch Auf! konnte ständig frische Leute von der Bank bringen und das Tempo hochhalten. Das Heimteam bestrafte die Fehler der Regensburgerinnen gnadenlos und nutzte die Lücken in der ESV-Abwehr. Dort hatte personal- und kräftebedingt Szücs viel improvisieren müssen. Die Schwachstellen wurden vom Gegner, ein tief besetztes Spitzenteam mit vielen erstligaerfahrenen Kräften, attackiert. Der ESV-Trainer schonte nun einige Stammkräfte und gab der zweiten Reihe die Chance, das Erlebnis vor über 600 Zuschauern und wichtige Erfahrungen mitzunehmen. Das Positive: Alle eingesetzten Spielerinnen konnten sich in die Torschützenliste eintragen und ersten Zweitligatreffer erzielen. Der Endstand von 37:23 für Göppingen war dann sehr deutlich, aber kein Beinbruch. „Heute wurden uns die Grenzen aufgezeigt. Göppingen ist von den Voraussetzungen ein Erstligateam und war uns heute in allen Bereichen – individuell und vor allem auch personell – überlegen“, fasste Csaba Szücs zusammen. Die Punkte für den Klassenerhalt müsse sein Team gegen andere Mannschaften holen.