Die Erinnerung an die Novemberpogrome der Nationalsozialisten vor 75 Jahren steht an diesem Wochenende im Mittelpunkt vieler Gedenkveranstaltungen in Bayern. In München werden am Samstag unter anderem die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, der Münchner Kardinal Erzbischof Reinhard Marx sowie Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) erwartet. Nach einer Gedenkfeier im Alten Rathaus sollen am Gedenkstein der ehemaligen Münchner Hauptsynagoge die Namen aller Münchner Juden verlesen werden, die von den Nazis verfolgt wurden und dabei zu Tode kamen.
Auch in vielen anderen bayerischen Städten und Gemeinden wird am Samstag und Sonntag der Ereignisse rund um den 9. November 1938 gedacht, etwa in Regensburg, Nürnberg und Würzburg. Zu der Feier in der Synagoge in Augsburg am Sonntag wird dazu auch ein Zeitzeuge aus den USA erwartet. Der Sohn des damaligen Rabbiners hatte die Geschehnisse als Achtjähriger in Augsburg miterlebt.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick nannte den unauffälligen Antisemitismus in der Gesellschaft eine latente Gefahr, auch wenn er nicht zu Gewalt führe. 75 Jahre nach den organisierten Übergriffen der Nazis sei in den Köpfen vieler Menschen immer noch judenfeindliches Denken verankert. «Auch wer zu Judenwitzen schweigt oder mitlacht, macht sich mitschuldig», betonte Schick und rief dazu auf: «Wehret den Anfängen».
dpa