Do, 09.02.2023 , 15:11 Uhr

Bayerische Brauereien wollen Bierpreise erhöhen

Der Bierabsatz aus Bayern lag vergangenes Jahr sogar wieder leicht höher als vor der Pandemie. Doch die Brauereien warnen vor Euphorie, denn die steigenden Kosten machen auch der Branche zu schaffen. Sie wollen höhere Bierpreise.

Von Malz und Hopfen, über Glasflasche und Etikett, bis hin zum Kronkorken: Auch beim bayerischen Bier sind in letzter Zeit die Produktionskosten gestiegen. Zwar blickt der Bayerische Brauerbund am Donnerstag auf einen Bierabsatz zurück, der im Jahr 2022 sogar wieder leicht über dem Vor-Corona-Niveau lag – doch er warnt zugleich davor, davon auf eine gute wirtschaftliche Lage der Branche zu schließen. Wegen der steigenden Preise stünden die Brauereien zunehmend unter Druck, sagte Brauerbund-Präsident Georg Schneider am Donnerstag in München. Er halte höhere Bierpreise daher für unumgänglich.

Rein nach den Absatzzahlen geht es den Brauereien im Freistaat nach den Pandemie-Jahren besser als befürchtet. Der bayerische Bierabsatz konnte 2022 mit insgesamt knapp 24 Millionen Hektolitern im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozent zulegen, wie der Bayerische Brauerbund mitteilte. Als einziges Bundesland liege Bayern damit sogar leicht über dem Vor-Corona-Niveau. Im Vergleich zu 2019 wurden hier vergangenes Jahr rund 16 Millionen Liter Bier mehr abgesetzt – ein Plus von 0,7 Prozent. Bundesweit wurden 2022 noch insgesamt 4,9 Prozent weniger produziert als 2019.

«Bei aller Freude über diese gute Entwicklung muss ich jedoch vor Euphorie warnen», sagte Schneider. Die reine Hektoliter-Entwicklung lasse noch keine Rückschlüsse auf die Wirtschaftlichkeit und den Erfolg der Unternehmen zu. «Denn seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar 2020 erleben wir eine Kostenexplosion vieler für unsere Betriebe essenzieller Güter, wie wir sie bis dato nicht gekannt haben.»

Eine moderate Anhebung der Bierpreise sei unter diesen Umständen unerlässlich, sagte Schneider. Gerade mittelständische Brauereien hätten es allerdings oft schwer, für sie dringend erforderliche Preiserhöhungen gegen die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels durchzusetzen. Zwar habe sich Befürchtung, dass in den Corona-Jahren eine große Anzahl an insbesondere mittelständischen, familiengeführten Brauereien schließen müsste, nicht bewahrheitet. Dennoch habe man einige Traditionsbrauereien in dieser Zeit verloren.

 

Wird das Bier teurer? Situation der regionalen Brauereien

Fünf Euro für einen halben Liter Bier. In manchen Bars und Restaurants ist das bereits Realität. Durch die Corona-Pandemie und die Energiekrise hat sich der Bierpreis stetig erhöht. Wie wird er sich weiter entwickeln und was bedeutet das für die Brauereien? Der Bayerische Brauerbund hat heute bei seiner Jahrespressekonferenz in München ein Fazit gezogen und wir haben bei zwei Braumeistern in unserer Region nachgefragt.

Mitteilung Bayerische Brauwirtschaft

Die bayerische Brauwirtschaft ist „besser als erwartet“ durch die Corona-Krisenjahre gekommen. Das teilte der Bayerische Brauerbund im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz in München mit. Der Gesamtbierabsatz konnte mit knapp 24 Mio. Hektolitern gegenüber dem Vorjahr um 2,6 % zulegen. Hinzu kommen 2,11 Mio. hl alkoholfreies Bier – ein Zuwachs von sogar gut 9,5 %. Bayern ist damit das einzige Bundesland, das sogar das Ausstoßniveau von 2019, also vor der Corona-Krise, um rd. 16. Mio. Maß übertreffen konnte.

Während die deutsche Brauwirtschaft insgesamt trotz einer spürbaren Belebung des Inlandsabsatzes im zurückliegenden Jahr immer noch knapp 3,8 Mio. Hektoliter hinter ihrem Vor-Corona-Absatz von 2019 zurückliegt, hat der Inlandsabsatz der bayerischen Brauer das Vor-Krisen-Niveau nahezu wieder erreicht. Bayerns Brauer profitieren hier vom Zusammenspiel des herausragenden Images, das dem Bayerischen Bier vorauseilt, mit der Wiederbelebung der Gastronomie und den wieder möglichen Großveranstaltungen, vor allem den Volksfesten.

Er erlebe wieder „Lebensfreude pur bei einem Glas Bier“, fasst Georg Schneider, Präsident des Bayerischen Brauerbundes, die aktuelle Lage zusammen.

Maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung hat nach Angaben des Brauerbundes der anhaltende Siegeszug des Bayerischen Hellen auch außerhalb Bayerns, das neben Weißbier in besonderer Weise für bayerische Braukompetenz steht.

Schwer getroffen haben die bayerische Brauwirtschaft die gegen Russland aufgrund seines Angriffskrieges gegen die Ukraine verhängten Sanktionen: Der Bierabsatz nach Russland, vor dem Krieg hinter Italien zweitwichtigstes Zielland bayerischen Bierexporte, sei nahezu zum Erliegen gekommen.

Glücklicherweise konnten namhafte Exporterfolge der bayerischen Brauereien in Länder der EU diese Lücke jedoch nahezu vollständig schließen. Mit einem Exportvolumen von 5,75 Mio. hl erreichen Bayerns Brauer das zweitbeste Exportergebnis ihrer Geschichte. Nahezu jedes vierte in Bayern gebraute Bier wird im Ausland getrunken – nach Überzeugung von Brauerpräsident Schneider Beleg für den herausragenden Ruf „Bayerischen Bieres“, einer seit über 20 Jahren durch die EU geschützten geografischen Angabe (g.g.A.).

 

Brauereien reagieren mit Anpassungen des Bierpreises auf enorme Kostensteigerungen in allen Bereichen

Auch wenn die Absatzzahlen ein sehr positives Bild der bayerischen Brauwirtschaft zeichnen: Die reine Hektoliter-Entwicklung hat nach Verbandsangaben mit der Wirtschaftlichkeit und dem Erfolg der Brauereien nicht viel gemein!

„Seit Februar 2022 erleben wir eine Kostenexplosion in fast allen Bereichen. Die Brauwirtschaft leidet flächendeckend unter erheblichen Steigerungen der Beschaffungskosten vor allem für Energie, aber auch Rohstoffe, Flaschen, Kartonagen u.s.w.“ – Georg Schneider, Präsident Bayerischer Brauerbund

 

Eine moderate Anhebung der Bierpreise sei unter diesen Umständen unerlässlich, schlussfolgert Schneider, der zugleich darauf verweist, wie schwer es gerade mittelständischen Brauereien falle, selbst für die Bestandssicherung der Unternehmen dringend erforderliche Preiserhöhungen gegen die „unter den Augen der Kartellbehörden angehäufte Marktmacht“ vor allem des Lebensmitteinzelhandels durchzusetzen.

In der Konsequenz hätten leider mittlerweile weitere bayerische Traditionsbrauereien aufgeben müssen und den Braubetrieb aufgrund der schwierigen Versorgungs- und erdrückenden Kostensituation für immer eingestellt.

 

Konkrete Erwartungen der bayerischen Brauwirtschaft

In seiner Rückschau auf das vergangene Jahr dankte Brauerpräsident Georg Schneider der Politik für die vielfältige, der Brauwirtschaft gewährte Hilfe während der Corona-Krise. Exemplarisch für viele Unterstützungsmaßnahmen nannte er die dauerhafte Absenkung der Biersteuermengenstaffel auf das Niveau von 2003, von der rund 90 % der bayerischen Brauereien profitieren. Die „Biersteuermengenstaffel“ sorgt dafür, dass die Biersteuerbelastung mit dem Ausstoßvolumen einer Brauerei ansteigt, wovon kleinere Brauereien profitieren.

Die Zukunftsfähigkeit der bayerischen Brauwirtschaft braucht auskömmliche Rahmenbedingungen, die über das bisher Erreichte und finanzielle Soforthilfen hinausgehen.“

Präsident Schneider appellierte eindringlich an die Politik, den Bürokratieabbau wirksam voranzubringen. Auch ging er auf drohende alkoholpolitisch motivierte Restriktionen für Brauereien bei der Vermarktung ihrer Spezialitäten im Zuge einer überzogenen Fürsorge der Politik für den mündigen Verbraucher ein und forderte die Stärkung des eigenverantwortlichen Umgangs mit Genussmitteln.

 

Zukunftsthemen der Brauwirtschaft

Die bayerische Brauwirtschaft hat sich trotz der Belastungen, die sie in den vergangenen Jahren schultern musste, intensiv mit Zukunftsthemen wie einer nachhaltigen Unternehmensführung und dem Ressourcenschutz beschäftigt. Im Laufe des vergangenen Jahres hat der Bayerische Brauerbund ein auf die mittelständische Brauwirtschaft zugeschnittenes, onlinebasiertes Nachhaltigkeitsmanagement-System in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Nachhaltigkeit an der Universität Witten Herdecke entwickelt und den Brauereien an die Hand gegeben.

Auch Mittelstand kann nachhaltig!“ so Präsident Schneider.

Mit Verbandsaktivitäten zur Stärkung des bewährten Mehrwegsystems durch die Poolung und weitergehende Standardisierung des Mehrweg-Flaschenbestandes und zur Umsetzung einer angemessenen Pfandhöhe beschrieb Präsident Schneider zwei Aktivitäten der Standes- und Interessenvertretung der bayerischen Brauer für mehr Nachhaltigkeit und spannte einen Bogen der ressourcenschonenden Maßnahmen von der landwirtschaftlichen Produktion der Bierrohstoffe bis zur Verpackung und zum Transport des Bieres.

 

dpa / Bayerischer Brauerbund / MB

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