Fr, 11.02.2022 , 09:59 Uhr

"Zum bayerischen Lebensgefühl zurückfinden"

Bayerns Brauer: Um 50 Millionen Maß hinter der Normalität

Das gute alte «Helle» läuft dem einst hochgejubelten Pale Ale den Rang ab. Trotz des überregionalen Booms haben Bayerns Brauer aber schwer zu schlucken: Die Einbrüche der Corona-Krise sind längst nicht überwunden.

50 Millionen Maß Bier fehlen den bayerischen Brauern zur wirtschaftlichen Glückseligkeit. Die Brauereien im Freistaat hätten im vergangenen Jahr zwar ihren Absatz gegen den Bundestrend im Vergleich zu Lockdown-Jahr 2020 wieder leicht um etwa zwei Prozent steigern können. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau fehlten aber noch immer 500 000 Hektoliter, teilte der bayerische Brauerbund am Donnerstag in München mit. Daran könne auch der überregionale Siegeszug, den bayerisches «Helles» angetreten habe, nichts grundlegend ändern.

Teilweise geschlossene Gastronomie, die ausgefallene Volksfestsaison und ausbleibende Touristen hätten insgesamt auf den Bierabsatz gedrückt. Hinzu komme für die Brauereien eine Kostenexplosion, etwa bei Rohstoffen und beim Transport. Brauerpräsident Georg Schneider forderte von der Politik mehr Planungssicherheit. Die Menschen müssten wieder zu einem «bayerischen Lebensgefühl» zurückfinden, «wie wir das für ein gedeihliches Umfeld im Biergeschäft brauchen», sagte Schneider, Inhaber der traditionellen Weißbier-Brauerei Schneider Weiße (München/Kelheim).

Insgesamt sei der Bierhandel glimpflicher davongekommen. Die Gastronomie, wo gerade viele kleinere Brauereien den Ausweg aus einem Preiskrieg im Einzelhandel gesucht hatten, sei dafür von Corona nachhaltig getroffen. «Die Welt des heimischen Gastgewerbes wird nach Corona nicht aussehen wie zuvor», sagte Schneider. Insgesamt geht der Bierkonsum seit 50 Jahren schrittweise zurück. Im Jahr 2021 hätten in Bayern vier Traditionsbrauereien aufgeben müssen.

Neben einem starken Wachstum des «Hellen» vor allem in Märkten außerhalb Bayerns seien zwei Trends ungebrochen: Alkoholfreie Biere und Mischgetränke wachsen weiterhin. Sie machten mittlerweile 7,6 Prozent des bayerischen Gesamtbierabsatzes aus, sagte Schneider. Und: Der einstige Hype um sogenannte Craft-Biere lasse spürbar nach. «Ich bin froh, dass die Beharrer, die Traditionalisten in unserer Branche sich durchgesetzt haben», sagte der Brauer-Präsident.

Der bayerische Brauerbund vertritt nach eigenen Angaben 350 Mitgliedsbetriebe, die für 84 Prozent des Bierausstoßes im Freistaat stehen.

dpa

Das könnte Dich auch interessieren

17.07.2024 Steigende Werte in Regensburg: Abwasser zeigt «moderate» Corona-Welle in Bayern In Bayern gibt es zurzeit wieder deutlich mehr Corona-Infektionen. Darauf deutet das Abwassermonitoring hin. Experte Oliver Keppler spricht von einer moderaten Welle im Freistaat. Auch in Regensburg steigen die Werte. 25.02.2024 Bayerische Förderinitiative zu Long- und Post-COVID liefert weitere wichtige Ergebnisse Bei den vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention geförderten Forschungsprojekten zu Long- und Post-COVID liegen nun weitere wichtige Ergebnisse vor. Darauf hat Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach am Sonntag hingewiesen. 15.01.2024 Acht Apotheken sollen Corona-Medikament illegal weiterverkauft haben Weil sie das Corona-Medikament Paxlovid illegal ins Ausland verkauft haben sollen, wird gegen mehrere Apothekerinnen und Apotheker in Bayern ermittelt. «Über die Zahl der unterschlagenen Packungen Paxlovid kann derzeit nur spekuliert werden», sagte ein Pressesprecher der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) in Nürnberg am Montag. «Wir sind erst am 25.10.2023 Bayern: AfD scheitert mit Klage gegen einstige Corona-Regeln im Landtag Der Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) hatte damals für Mitarbeiter und Abgeordnete Regeln erlassen, wie sie auch im normalen öffentlichen Leben galten, etwa eine Maskenpflicht oder ein Mindestabstandsgebot. Zudem wurde der Zugang für Besucher beschränkt. Dagegen wehrten sich die AfD-Fraktion und ein AfD-Abgeordneter vergeblich: Der Verfassungsgerichtshof wies nach einem Eilantrag 2020 nun auch die gesamte Klage