Ein Jahr nach der Beilegung des Atomstreits mit dem Iran sieht die bayerische Wirtschaft die Geschäftsbeziehungen auf gutem Weg. Die Ausfuhren in den Iran machten zwar gerade mal ein Promille des bayerischen Exports aus, sagte Verbands-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt der Deutschen Presse-Agentur in München. «Wir stehen nach wie vor in den Startlöchern – aber es geht voran.»
«Es ist einiges in der Pipeline. Viele Geschäfte wurden angebahnt, die in absehbarer Zeit zu einem guten Abschluss führen werden», sagte Brossardt. «Einige Mittelständler erwarten relativ große Aufträge. Wir sind wirklich zufrieden.» Er rechne mit einem schrittweisen, aber stetigen Zuwachs.
Bis Mai sei der bayerische Export in die Islamische Republik in diesem Jahr um acht Prozent gewachsen. «Dass es in dem Tempo weitergeht wie jetzt, ist realistisch.» Die Iraner seien an Gemeinschaftsunternehmen mit deutschen Firmen interessiert. Bei der Energieversorgung, beim Maschinenbau und im Automobilbereich gebe es großen Bedarf, und private Investoren im Iran hätten viel Potenzial. «Der Ölpreis müsste natürlich hochgehen. Aber für mittelständische Projekte und für technische Dienstleistungen und Know-how ist Geld vorhanden.»
Nachdem der Iran sein umstrittenes Atomprogramm aufgegeben und Altschulden beglichen hat, bietet der Bund deutschen Unternehmen wieder Hermes-Bürgschaften für Exportkredite an. Allerdings schrecken Banken noch vor Iran-Geschäften zurück, auch weil das Land internationale Vorgaben gegen Geldwäsche nicht anwendet.
«Wir haben eine eigene Repräsentanz in Teheran und ein Büro in der iranischen Investitionsbehörde», sagte Brossardt. Und seit Juli habe die iranische Behörde auch ein Büro im Haus der bayerischen Wirtschaft in München. «Neue Kontakte anbahnen, das dauert eine Weile, bis sich der Erfolg in Zahlen ablesen lässt.» Der Verband habe derzeit 120 Anfragen in Arbeit, vor allem von mittelständischen Maschinenbauern und Autozulieferern. «Auch in Wachstumsmärkten, die heute große Partner sind, begann es mit kleinen Schritten.»
Die bayerische Wirtschaft hatte im vergangenen Jahr für 206 Millionen Euro Waren in den Iran verkauft, der Export der deutschen Wirtschaft insgesamt kam auf 2,1 Milliarden Euro. Der erhoffte kräftige Aufschwung in diesem Jahr ist aber noch ausgeblieben. Der Maschinenbauverband VDMA sprach von einer gewissen «Ernüchterung», andere Verbände betonten mehr das große langfristige Potenzial.
dpa