Im bayerischen Einzelhandel soll es schon in dieser Woche zu Warnstreiks kommen. Die erste Verhandlungsrunde für die rund 300 000 Tarifbeschäftigten am Dienstag offenbarte eine riesige Kluft zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft.
Der Handelsverband Bayern (HBE) bot eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 1,5 Prozent ab Mai und 1,0 Prozent mehr ab Mai 2020 an. Verdi-Verhandlungsführer Hubert Thiermeyer wies dies als inakzeptabel zurück und kündigte umgehend Warnstreiks an.
Das Angebot der Arbeitgeber bedeute «Reallohnverlust für die Beschäftigten, es vergrößert die Gefahr von Altersarmut und lässt jede Wertschätzung vermissen», sagte er. «Obwohl die Handelskonzerne hervorragende Gewinne gemacht haben, wollen sie die Beschäftigten nicht ansatzweise am Erfolg beteiligen.» Die Forderung nach Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge im Einzelhandel hätten die Arbeitgeber kategorisch abgelehnt. 235 000 der 535 000 Beschäftigten im bayerischen Einzelhandel fielen nicht unter die Tarifverträge.
Verdi fordert 1 Euro mehr pro Stunde bei Lohn und Gehalt und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 100 Euro im Monat. Der HBE wies diese «Forderungen der Gewerkschaft nach bis zu 10 Prozent mehr Lohn und Gehalt als vollkommen überzogen» zurück. «Der stationäre Einzelhandel steht durch den Online-Handel unter großem Druck. Oberstes Ziel muss daher ein maßvoller Abschluss sein», sagte HBE-Tarifgeschäftsführerin Melanie Eykmann. Laut HBE erwirtschaften die 60 000 bayerischen Einzelhandelsunternehmen mit 330 000 Beschäftigten einen Umsatz von rund 67 Milliarden Euro jährlich. Die Tarifverhandlungen werden am 14. Juni in München fortgesetzt.
dpa