Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) fordert von der Staatsregierung mehr Ehrlichkeit und Transparenz bei schulpolitischen Entscheidungen in der Corona-Krise. Hierbei geht es unter anderem um eine klare Begrenzung der Klassengröße und Notfallpläne für einen Distanzunterricht.
Nach den Sommerferien sollten wegen der Pandemie höchstens 30 Schüler in eine Klasse gehen, forderte die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände (abl) am Donnerstag laut Mitteilung. Größere Klassen sollten im Freistaat vermieden werden, «um Teilungen für einen gegebenenfalls notwendigen Schichtbetrieb problemlos durchführen zu können».
Außerdem brauche es Notfallpläne, die im Fall lokaler infektionsbedingter Einschränkungen «festlegen, was wie in den Distanzunterricht ausgelagert wird». Auf diese Weise könnten dann auch Lehrkräfte aus der Risikogruppe ohne Gefahr eingesetzt werden. Darüber hinaus schlägt die Arbeitsgemeinschaft auch die Schulung eines Hygienebeauftragten an jeder Schule vor.
Für die im Herbst bevorstehenden Grippe- und Erkältungswellen fordert die Arbeitsgemeinschaft auch die Sicherstellung einer vorrangigen Corona-Testung. Im Fall einer normalen Erkältung könnten Schüler und Lehrer so wieder zeitnah am Schulbetrieb teilnehmen und gegebenenfalls eine Quarantäne vermeiden.
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) forderte unterdessen mehr Offenheit in der Corona-Schulpolitik der Staatsregierung. «Wir wollen nicht die sein, die am Schluss den Karren aus dem Dreck ziehen. Wir wollen gute Lehrerinnen und Lehrer sein», sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.
Der Ankündigung der Staatsregierung, die Digitalisierung von Schulen müsse für einen sicheren Distanzunterricht rasch vorangetrieben werden, müssten Taten folgen. Nur so könne das Ziel, Präsenz- und Distanzunterricht professionell miteinander zu verbinden, erreicht werden.
Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände betonte, auf Dauer könne der Präsenzunterricht nicht durch andere Angebote ersetzt werden. Für das nächste Schuljahr müsse im Falle eines reduzierten Präsenzunterrichts dafür gesorgt werden, dass alle Schüler gleichermaßen an den Bildungsangeboten teilnehmen könnten.
Reibungslos könne der Schulbetrieb unter Ausnahmebedingungen noch nicht funktionieren, sagte BLLV-Präsidentin Fleischmann mit Blick auf das neue Schuljahr. «Wir werden im September nicht einfach alles anders machen können. Es ist im August kein Wunder zu erwarten, das dann auf einmal uns die Chance gibt, uns ganz anders aufzustellen.» Gegenteilige Erwartungen machten demnach den Lehrkräften schwer zu schaffen.
Vom Kultusministerium in Aussicht gestellte Förderangebote zu Beginn des neuen Schuljahrs, die coronabedingte Lerndefizite auffangen sollen, bewertete BLLV-Vizepräsident Tomi Neckov zwar als positiv. Die Umsetzung sei aber mit gravierenden Problemen verbunden. So fehle es im Freistaat massiv an Förderlehrern, die die individuelle Unterstützung Betroffener sicherstellen könnten. Mehr Fach- und Förderlehrkräfte – besonders für Bayerns Grund- und Mittelschulen – forderte auch die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände.
dpa/MB