Sollen bayerische Schüler Adolf Hitlers Propagandaschrift «Mein Kampf» im Unterricht lesen? Mit dieser Frage wird sich am Donnerstag (9.15 Uhr) der Bildungsausschuss des bayerischen Landtags beschäftigen. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) wird einen Bericht über den geplanten Umgang mit der vor einem Jahr erschienenen kommentierten «Mein Kampf»-Ausgabe des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) in der Bildungsarbeit geben.
Im Zentrum steht dabei ein Themenheft, das die Landeszentrale für politische Bildung in der Reihe «Einsichten und Perspektiven» herausgegeben hat. Der Titel: «Mein Kampf in der historisch-politischen Bildung». Der Landtag hatte bereits im vergangenen Jahr entschieden, dass die kritische Ausgabe des IfZ künftig an bayerischen Schulen und anderen Bildungseinrichtungen genutzt werden soll.
Dennoch ist der Einsatz von «Mein Kampf» als Quelle im Geschichtsunterricht ein heiß diskutiertes Thema. Bereits im vergangenen Jahr gab es ein Rundschreiben des bayerischen Kultusministeriums an Schulen sowie Lehrerfortbildungen zum Thema. «Die Schulen und Lehrkräfte müssen in die Lage versetzt werden, mit dem Thema qualifiziert umzugehen», sagte Spaenle zum Jahrestag des Erscheinens der kommentierten Ausgabe. «Klar ist, dass eine unkommentierte Ausgabe an Bayerns Schulen nicht zum Einsatz kommen kann», betonte er. «Da würden wir auch rechtliche Schritte einleiten.»
Unumstritten ist der Einsatz der Original-Quelle im Unterricht nicht. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, ist entschieden dagegen. Auch IfZ-Direktor Andreas Wirsching reagiert bei der Idee, Auszüge aus der Hetzschrift als Quelle im Unterricht zu verwenden, eher verhalten: «Ich warne da vor einer zu starken Hitler-Zentrierung in der öffentlichen Diskussion und vor allem im Geschichtsunterricht.»
dpa