Fr, 10.06.2016 , 11:22 Uhr

Bayern ist Wolfsland: Bestätigte Sichtungen werden häufiger

Nachdem in den letzten fünf Monaten bayernweit acht Wölfe eindeutig nachgewiesen werden konnten, ist der Wolf nun endgültig im Freistaat angekommen. „Im Hinblick auf den Wolf beginnt ab jetzt ein neues Zeitalter. Er ist da und ist keine Ausnahmeerscheinung mehr, darüber freuen wir uns“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Hinzu kommt, dass in derselben Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit noch etliche weitere Tiere unbemerkt geblieben sind. Deshalb kann nicht mehr von Einzelmeldungen gesprochen werden, sondern von einem regelmäßigen Auftreten. „Wölfe lassen sich nicht geografisch eingrenzen. Gerade junge Männchen wandern sehr lange Strecken und können mittlerweile jederzeit und überall in Bayern auftauchen. Wir sehen natürlich auch, dass dies zu Schwierigkeiten führen kann“, so Schäffer weiter. Bayern muss sich deshalb fit für die Rückkehr des Wolfs machen.

 Dazu gehört vor allem auch, insbesondere die Schafhalter zu unterstützen, für die Wölfe eine zusätzliche Belastung bringen. Grundsätzlich müssen bayerische Schafhalter ab jetzt in jedem Landkreis auf einen Wolf vorbereitet sein und deshalb alle gängigen Vorsorgemaßnahmen selbst treffen, wie zum Beispiel die Tiere nachts in einem Stall oder einer elektrifizierten Koppel unterzubringen. „Bei regelmäßiger Anwesenheit eines Wolfs, müssen den Schäfern aber endlich auch Beratung und Präventionsmöglichkeiten wie Elektrozäune finanziert werden“, fordert Norbert Schäffer. Denn bei dauerhafter Anwesenheit des Wolfs in Bayern müssen Schafhalter in der Lage sein, ihre Tiere zu schützen, weshalb umgehend Fördermaßnahmen definiert werden müssen. Wichtig ist jedoch, dass die Schäfer auch einen eigenen Beitrag leisten und freiwillig ihre Haltungsbedingungen anpassen. „So müssen sie akzeptieren, dass in Zukunft nicht mehr überall eine Freiweide möglich sein kann“, betont Schäffer.

 Für den LBV ist die Forderung einiger Nutzerverbände und Politiker nach „wolfsfreien Zonen“ in Bayern illegal und wäre in der Praxis ohnehin keinesfalls umsetzbar. Geht man nach dem Willen der Bevölkerung, so ist ohnehin ein Großteil (80 Prozent) grundsätzlich positiv zur Rückkehr des Wolfes eingestellt. Das zeigte im vergangenen Herbst die repräsentative Umfrage des bundesweiten LBV-Partners NABU. Bei der Zustimmung zum Wolf gab es auch keinen Unterschied zwischen Bewohnern im städtischen Umfeld und Bewohnern im ländlichen Raum.

 Gemeinsam mit anderen Verbänden hat der LBV bereits seit Jahren einen Ausgleichsfonds für Verluste an Weidetieren und Gehegewild aufgelegt, um finanzielle Schäden, die Luchse oder Wölfe anrichten, so wie zuletzt bei Neuhaus (Mfr.), schnell und unbürokratisch ausgleichen zu können. Die bayerischen Fachbehörden arbeiten gemeinsam mit Nutzerverbänden, wie dem Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern, oder Naturschutzverbänden, wie dem LBV, an einem Managementplan Wolf, um auf das Auftreten von Wölfen vorbereitet zu sein. Es wird angesichts der zunehmenden Wolfsnachweise in Bayern dringend Zeit, sich auf eine dauerhafte Ansiedlung vorzubereiten. „Beratung und sofortige Hilfe für betroffene Schäfer ist jedoch nur möglich, wenn die überfällige zweite Stufe des vorliegenden Management Plans nicht mehr blockiert, sondern endlich beschlossen wird“, so der LBV-Chef.

 Die breite Abstimmung mit anderen Interessensgruppen ist aus LBV-Sicht entscheidend für ein erfolgreiches Miteinander von Mensch und Wolf. „Deshalb ist es so wichtig, dass beispielsweise auch die Jagdverbände mit im Bündnis sind“, sagt Schäffer. „Wir suchen den Schulterschluss von Naturschutz, Jagd und Schäferei.“

Hintergrundinfo zum Wolf in Deutschland

Derzeit sind in Deutschland 31 Wolfsrudel, 4 Paare und mehrere Einzeltiere nachgewiesen. Dauerhaft leben Wölfe in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen. Auch in Schleswig-Holstein und Thüringen sind einzelne Wölfe nachgewiesen worden. Außer in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden leben Wölfe in allen Ländern des europäischen Festlandes.

 Wölfe ernähren sich von Wildtieren wie Rehen, Wildschweinen, Hirschen oder Hasen. Aber sie können, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen, auch Schafe und Ziegen reißen. Deshalb sollten Schäfereien in Wolfsgebieten angemessen auf die Anwesenheit des Wolfes vorbereitet sein und beim vorbeugenden Herdenschutz ausreichend unterstützt werden, um Schäden zu vermeiden. Im Fall der Fälle werden Wolfsrisse in Bayern unbürokratisch ausgeglichen.

 Gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden, stellen für den Menschen in der Regel keine Gefahr dar. Seit es wieder Wölfe in Deutschland gibt, hat es keine Situation gegeben, bei der sich Wölfe aggressiv gegenüber Menschen verhalten haben. Der LBV appelliert dafür, der Rückkehr der Wölfe gelassen und aufmerksam entgegen zu blicken. Der Wolf ist weder eine wilde Bestie noch ein Kuscheltier, sondern ein Wildtier wie viele andere auch.

PM/LH

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