Der Grippe-Impfstoff wird nicht nur in Bayern, sondern auch in vielen weiteren Teilen Deutschlands knapp. In einigen Regionen gibt es sogar überhaupt keinen Impfstoff mehr. Nun soll versucht werden, Nachschub aus dem Ausland zu holen.
Aufgrund der vereinzelten Engpässe bei der bayerischen Versorgung mit Grippe-Impfstoffen trifft sich die Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) am Mittwoch (28.11.) zu einer Sondersitzung. Derzeit gibt es aber wohl noch keine konkreten Informationen, in welchen Regionen oder Städten es aktuell zu Lieferengpässen kommt. Seit letzten Mittwoch haben sich aber die Lieferschwierigkeiten beim Grippe-Impfstoff in Bayern vergrößert. Hiervon sind vor allem Arztpraxen und Apotheken betroffen, die den Impfstoff nicht vorbestellt hatten.
Es wird vermutet, dass die Deutschen dieses Jahr möglicherweise früher mit dem Impfen angefangen haben oder dass sich auch insgesamt mehr Menschen haben impfen lassen. Auch die große Grippewelle in der Vergangenheit könnte ein Indiz dafür sein. Das Bundesgesundheitsministerium nennt als mögliche Ursachen für den Mangel neben einer höheren Nachfrage eine verspätete Bestellung von Grippe-Impfstoffen durch Ärzte und Apotheker, zu große Vorräte in manchen Arztpraxen und Apotheken sowie Direktverträge zwischen Krankenkassen und Apothekern.
Aufgrund der lokalen Engpässe hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Vorschriften für die Beschaffung gelockert. Alle Apotheken und Arztpraxen in Deutschland können nun untereinander mit dem Grippeimpfstoff versorgt werden. Auch aus anderen Ländern der Europäischen Union ist es jetzt möglich, Impfstoffe zu beziehen. Dem Ministerium liegen jedoch keine genaueren Informationen über die Impfstoffvorräte vor. Insgesamt seien in Deutschland 15,7 Millionen Dosen verfügbar – das sind rund eine Million mehr als im vergangenen Jahr genutzt wurden.
Für diese Saison können die Pharmakonzerne keinen Grippe-Impfstoff mehr herstellen. Laut einer Pressesprecherin dauert es etwa sechs Monate, bis ein üblicher Impfstoff auf Hühnereibasis produziert ist. Zu den Vorbestellungen wird nich eine Sicherheitsmarge dazugerechnet, jedoch ist es nicht möglich, für 80 Millionen Menschen den Grippe-Impfstoff zu produzieren.
Die Grippesaison hat bereits begonnen – erste Einzelfälle sind bereits aufgetreten. Nach Erkenntnissen der obersten deutschen Behörde für Infektionskrankheiten des Robert-Koch-Instituts ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Grippeimpfung. Um den Jahreswechsel kommt es meist zu einer richtigen Grippewelle. Da nach einer Impfung bis zu zwei Wochen vergehen können, damit der körpereigene Schutz vollständig aufgebaut ist, empfehlen die Experten eine Impfung im Oktober oder November. Auch später kann die Grippe-Impfung trotzdem noch helfen, auch wenn eine Influenza schon greift.
Experten gehen davon aus, dass vergangenen Winter rund neun Millionen Menschen in Deutschland wegen Grippe beim Arzt waren. Für einen ausreichenden Schutz muss jedes Jahr geimpft werden, weil sich die Art der Erreger immer wieder ändert. Die EU-Präventionsbehörde ECDC schätzt, dass jedes Jahr zwischen 5000 und 17 000 Menschen nach einer Grippeinfektion in Europa sterben.
«Ausdrücklich empfohlen» ist die Vorsorge bei mehreren Risikogruppen, bei denen eine Grippe schwere Komplikationen mit sich bringen kann und möglicherweise zu Lungenentzündungen, Herzinfarkten oder sogar zum Tod führt. Dazu gehören etwa Über-60-Jährige, die wegen eines schwächeren Immunsystems gefährdeter sind, sowie Schwangere und chronisch kranke Menschen. Zudem wird der Schritt Mitarbeitern im Gesundheitswesen empfohlen, damit sie keine Patienten anstecken.
Für Kinder und Erwachsene wird die Grippe-Impfung nicht ausschließlich empfohlen – sofern sie gesund sind. Denn bei Menschen ohne chronische Krankheiten verläuft die Influenza in der Regel nicht so schwerwiegend. Trotzdem rät die Kommission in diesen Fällen nicht von einer Impfung ab: Wer will, soll die Vorsichtsmaßnahme ergreifen und sich impfen lassen. Auch bei stillenden Müttern spricht nichts dagegen. Doch wird nach RKI-Angaben das Risiko mit Impfung zu erkranken in jedem Fall deutlich gesenkt – um rund die Hälfte etwa bei älteren Menschen mit weniger Abwehrkräften. Zudem hätten Studien belegt, dass bei Patienten, die trotz Impfung erkranken, die Grippe sanfter verläuft.
Bei Fieber, also bei einer Körpertemperatur über 38,5 Grad oder einer schweren Infektion sollte sich der Patient nicht gegen Grippe impfen lassen. Das Immunsystem ist zu sehr geschwächt, um Antikörper zu bilden. Zudem sollten auch Menschen mit schweren Allergien gegen einen der Impfstoff-Inhalte – wie etwa Hühnereiweiß – vorsichtig sein. Des Öfteren werden Patienten auch nach einer Impfung krank. Das hat aber keinesfalls mit dem Wirkstoff zu tun, sondern die Unterscheidung zwischen Grippe und harmlosen Infekten, wie Erkältungen sollten hierbei bedacht werden. Zudem bietet die Impfung keinen 100-prozentigen Schutz, zum Beispiel wenn sich der Patient kurz vor oder nach der Impfung mit den Grippe-Viren ansteckt und die Impfwirkung noch nicht vollständig eingesetzt hat. Zudem wird der Impfstoff jedes Jahr neu angepasst und wirkt deshalb mal mehr oder weniger gut.
Deutsche Presseagentur