Di, 18.05.2021 , 08:33 Uhr

Bayern: Gewalt gegen Polizisten weiter gestiegen

Auch 2020 gab es erneut mehr Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten in Bayern. Am Montag, 15.05.21, hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die Zahlen in Nürnberg präsentiert. Auch die Corona-Krise könnte bei den steigenden Zahlen eine Rolle gespielt haben. 

Corona-Demos, illegale Partys, Kontrollen wegen Maskenpflicht – und anscheinend viel Aggression und Frust: Die Zahl der Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten ist 2020 erneut gestiegen. Die Corona-Krise könnte dabei eine Rolle gespielt haben, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag in Nürnberg. Es gebe aber bereits seit Jahren eine steigende Tendenz bei der Gewalt gegen Polizeikräfte.

Fast 8600 Fälle von körperlicher und verbaler Gewalt gegen Polizeibeamte registrierte das bayerische Innenministerium im vergangenen Jahr – und damit fast 8 Prozent mehr als 2019. «Das ist leider abermals ein neuer Höchststand», sagte Herrmann. Mehr als die Hälfte davon waren gewalttätige Übergriffe. Dabei wurden über 2800 Polizistinnen und Polizisten verletzt, gut 200 mehr als 2019.

Einer von ihnen ist der Nürnberger Polizist Marc Hoffmann, den ein Besucher einer Spielothek im vergangenen Jahr zwei blutende Bisswunden in den Unterarm zufügte. «Er konnte sich immer wieder festbeißen», berichtete der 23-Jährige. Erst als eine zweite Streife zur Verstärkung kam, konnten die Beamten den Angreifer überwältigen.

In anderen Fällen wurden Polizistinnen und Polizisten nach Angaben des Ministeriums mit scharfen Schusswaffen, Stichwaffen, Pyrotechnik, Reizgas und sogar Kraftfahrzeugen angegriffen. In sechs Fällen wurden die Beamten Opfer eines versuchten Tötungsdelikts, eine Verdopplung zu 2019.

«Die Hemmschwelle wird immer niedriger», hat Nürnbergs Polizeipräsident Roman Fertinger festgestellt. Auffallend sei im vergangenen Jahr vor allem gewesen, dass die gewalttätigen Übergriffe auf Polizistinnen und Polizisten in privaten Räumen zugenommen hätten. Der Grund: In der Corona-Pandemie habe es mehr Einsätze wegen illegaler Partys gegeben, bei denen die Gäste Alkohol getrunken oder Drogen genommen hätten. Dadurch sei es für die Kolleginnen und Kollegen oft schwierig gewesen, die Lage zu beruhigen.

«Dass die Zahlen der Angriffe gestiegen sind, ist keine Überraschung, aber eine angespannte Situation für alle durch die Pandemie darf keine Entschuldigung für Gewalt sein», sagte der innenpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Stefan Schuster. Der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Jürgen Köhnlein, sagte mit Blick auf die Zahlen: «Dass mittlerweile jede zweite Einsatzkraft der bayerischen Polizei einmal im Jahr diese Gewalterfahrungen machen muss, ist nicht hinnehmbar.»

Besonders schwere Angriffe auf Einsatzkräfte werden in Bayern nach Angaben des Justizministeriums seit Ende des Jahres flächendeckend schneller geahndet. Ermittler behandeln diese Gewalttaten bevorzugt, so dass diese zügiger vor Gericht gebracht werden können. Die Strafe solle der Tat auf dem Fuße folgen, sagte Justizminister Georg Eisenreich. Auch die Strafen seien inzwischen härter.

 

 

dpa/MB

 

 

Das könnte Dich auch interessieren

23.12.2024 Schwandorf: Grinch zerstört weihnachtliche Dekoration Gestern Nachmittag war wohl ein Weihnachtsmuffel in Schwandorf unterwegs. Die Polizei bittet jetzt um Hinweise. 22.12.2024 Regenstauf: Betrunken zum Einkaufen Aufmerksame Christbaumverkäufer halfen dem alkoholisierten Mann. 17.12.2024 Weiden / Regensburg: Prozess gegen 15-Jährigen wegen Mordverdachts Ein Jugendlicher soll in einer psychiatrischen Klinik in Regensburg ein Kind ermordet haben. Nun beginnt der Prozess - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. 17.12.2024 Straubing: Zwei Angriffe zwischen Häftlingen in drei Tagen Bei zwei Angriffen zwischen Häftlingen in einem Gefängnis in Niederbayern sollen zwei Männer verletzt worden sein, einer von ihnen schwer. In einem der Fälle ermitteln Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts, wie die Polizei mitteilte. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen am Freitag und Sonntag in Straubing gibt, war demnach Gegenstand