Di, 30.06.2020 , 13:30 Uhr

Bayern beschließt Corona-Tests für jedermann - Start am 1. Juli

Ab diesem Mittwoch (1. Juli) können sich alle in Bayern lebenden Menschen freiwillig und kostenlos auf Corona testen lassen - auch ohne Symptome. Ungeachtet vieler kritischer Stimmen vom Bund und aus anderen Bundesländern beschloss die Staatsregierung am Dienstag kostenlose Corona-Tests für alle.

Das Testkonzept laute «schneller, kostenlos und für jedermann», sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Kabinettssitzung in München. Er kündigte an, dazu die Kapazitäten von aktuell 20 000 auf 30 000 Tests pro Tag zu erhöhen. Der Freistaat übernimmt die Kosten in Fällen, in denen die Krankenkassen nicht zahlen müssen. Man stelle dafür aufs Jahr gerechnet 200 Millionen Euro bereit, sagte der Ministerpräsident. Bei Bedarf solle das Programm verlängert und mit mehr Geld untermauert werden.

Kritik an der bayerischen Strategie wies Söder erneut zurück. Die Kosten könnten kein Argument sein. Man dürfe nicht auf Kosten der Sicherheit der Bürger sparen. «Testen ist auch Vorbeugung», sagte er. Dass ein Test nur für den Moment gelte, sei außerdem bei allen Tests so. Und: Bayern gehe auch weiterhin gezielt und nicht zufällig vor.

Priorität haben weiterhin die Tests bei akuten Ausbrüchen: Vorrangig getestet werden Menschen mit Symptomen sowie enge Kontaktpersonen - und zwar zweimal im Abstand von fünf bis sieben Tagen. Vorrangig sind zudem systematische Reihentests bei konkreten Ausbruchsgeschehen.

Von Mittwoch an sind nun aber auch freiwillige Tests für die gesamte Bevölkerung möglich. Sie sollen demnach jederzeit möglich sein, eine Obergrenze pro Person gibt es nicht. Die Tests sollen von niedergelassenen Ärzten angeboten werden, die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) übernimmt die Abrechnung, der Freistaat bezahlt - so habe man dies mit der KVB per Vertrag vereinbart, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Man könne aber keinen Arzt zwingen, die Tests anzubieten. Sollte es Probleme geben, werde man eine Liste von Ärzten zusammenstellen, die die Tests durchführen. Man gehe aber davon aus, «dass die Ärzte das Angebot auch gut annehmen».

Söder und Huml betonten, das Angebot sei für die Menschen freiwillig. «Wir gehen nicht davon aus, dass jeder muss und will - aber wer möchte, der hat die Chance», sagte Söder. «Das erhöht einfach das gesamte Sicherheitslevel.» Klar sei doch: Wenn Corona-Beschränkungen gelockert würden, müsse es mehr Tests geben. «Wer lockert, muss testen. Und wer mehr lockert, muss mehr testen.» Das sei die einzige Chance, Infektionsketten zu durchbrechen. «Der letzte, der Testen grundsätzlich hinterfragt hat, war Präsident Donald Trump», sagte er. Trump steht wegen steigender Corona-Zahlen in den USA in der Kritik.

In erster Linie sind die kostenlosen Tests nur für in Bayern gemeldete Einwohner gedacht. Huml sagte, es sei nicht gewollt, dass nun «sämtliche Bundesbürger nach Bayern reisen und sich hier testen lassen». Ausnahmen seien aber sicher denkbar, etwa wenn sich jemand aus beruflichen Gründen viel in Bayern aufhalte oder hier trotz Wohnortes in einem anderen Bundesland schon lange einen Arzt habe.

Weitere Eckpunkte der neuen bayerischen Test-Strategie im Überblick:

LEHRER UND ERZIEHER: Für Lehrer sollen zu Beginn des kommenden Schuljahres 2020/21 einmalige Reihentests angeboten werden, möglichst in den ersten vier Wochen nach Unterrichtsbeginn. An den Kitas sollen solche Reihentests schon jetzt und bis Ende August stattfinden und ein zweites Mal nach Beginn des neuen Kindergartenjahres. Die Teilnahme ist freiwillig, die Kosten trägt der Freistaat.

INFEKTIONSGEFÄHRDETE BEREICHE: In Alten- und Pflegeheimen, Kliniken, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und im Bereich der ambulanten Eingliederungshilfe sollen die Tests weiter intensiviert werden. Das Personal soll bei erstmaliger Arbeitsaufnahme und danach regelmäßig getestet werden, Bewohner stichprobenartig. Krankenhauspersonal soll in Abhängigkeit vom lokalen Infektionsgeschehen sowie der konkreten Infektionsgefahr getestet werden, Patienten bei Aufnahme und/oder während des Aufenthalts.

TESTS IN RISIKOGEBIETEN: Hinzu kommen sollen spezielle Tests in Corona-Hotspots mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen: Menschen ohne Symptome, die sich dort aufhalten oder aufgehalten haben, sollen stichprobenartig getestet werden.

KRITISCHE INFRASTRUKTUR: Für Polizei, Justizvollzug und Maßregelvollzug sollen ebenfalls Reihentests angeboten werden.

ANLASSBEZOGENE REIHENTESTS: Wie bisher schon soll es etwa in Schlachthöfen, fleischverarbeitenden Betrieben oder Agrarbetrieben mit Saisonarbeitern anlassbezogene Tests geben, wenn dies nötig wird.

dpa

 

Der letzte, der Testen grundsätzlich hinterfragt hat, war Präsident Donald Trump.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, CSU, am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München mit Blick auf die Kritik an der umfassenden bayerischen Corona-Teststrategie.

 

Ein Auszug aus dem Bericht der Kabinettssitzung

Bayerische Teststrategie zur Bewältigung der Corona-Pandemie / Testungen zum Schutz bei akutem Infektionsgeschehen /
Testungen zur Sicherheit der Bewohner Bayerns / Testungen zur Prävention in infektionsgefährdeten Bereichen

Der Ministerrat hat heute zur Bewältigung der Corona-Pandemie eine Teststrategie für Bayern beschlossen und wird damit die bereits von der Staatsregierung beschlossenen Testungen weiter massiv ausbauen. Der Freistaat Bayern setzt bei seiner Strategie auf den Dreiklang der Ziele "Schutz, Sicherheit und Prävention".

A. Testungen zum Schutz bei akutem Infektionsgeschehen -   Testung symptomatischer Patientinnen und Patienten

Zur schnellen Erkennung von Erkrankten hat die Testung von Personen mit einschlägigen Symptomen, die auf eine Erkrankung mit dem Coronavirus hindeuten, oberste Priorität.

-     Kontaktpersonen der Gruppe I
Um das Infektionsgeschehen wirksam einzudämmen, testen die Gesundheitsämter enge Kontaktpersonen von Erkrankten so früh wie möglich am ersten Tag der Ermittlungen und dann erneut fünf bis sieben Tage nach der Erstexposition.

-     Bekämpfung von Ausbruchsgeschehen
Im Rahmen von Ausbruchsgeschehen führen die Gesundheitsämter auch weiterhin systematisch Reihentestungen aller betroffenen Personen durch, um insbesondere vulnerable Personengruppen zu schützen, bei denen situationsbedingt ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht.


B. Testungen zur Sicherheit der Bewohner Bayerns
-     Bayerisches Testangebot ab 01.07.2020
-     Testungen für die Bewohner Bayerns, sich auch ohne Symptome freiwillig testen zu lassen.
-     Die Testungen sind jederzeit möglich; eine Obergrenze für Testungen pro Person gibt es nicht.
-     Die Testungen werden durch Vertragsärzte durchgeführt.
-     Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) übernimmt die Kostenabrechnung für den Freistaat Bayern.
-     Die Kosten trägt vollständig der Freistaat Bayern.

Auszug Pressemitteilung der Staatsregierung

 

Videos zum Thema Coronavirus

21.09.2023 01:05 Min Donaustauf: Landesverband für Post-Covid 19 gegründet Heute ist daran nicht mehr zu denken, aber im September vor zwei Jahren war unser Alltag noch von der 2 und 3G Regel geprägt. Corona liegt für manche weit zurück, für andere ist es noch jeden Tag präsent. Die Rede ist von den Folgen der Erkrankung. In Donaustauf gibt es ja schon eine Bilanz, die 18.09.2023 04:00 Min Corona- und Grippeimpfungen sinnvoll? Experte im Gespräch Auch wenn es immer noch warm ist, der Sommer neigt sich allmählich dem Ende entgegen. Das bedeutet, langsam beginnt die Erkältungs- und Grippezeit. Und leider gibt es ja auch immer noch das Corona-Virus. Wie sinnvoll ist es, sich impfen zu lassen? Darüber hat Martin Lindner mit Richard Leberle gesprochen. Der Mediziner war Leiter des Regensburger 13.09.2023 01:20 Min Regensburg: Corona- und Grippeimpfungen, Ja oder Nein? Mit dem Herbst steht auch die Erkältungs- und Coronazeit bevor. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) rät zu Impfungen. Wir wollten wissen, ob sich die RegensburgerInnen schon Gedanken dazu gemacht haben… 13.06.2023 00:36 Min Bayern: Anstieg im bayerischen Gastgewerbe im April Der Umsatz im bayerischen Gastgewerbe ist stärker als noch 2022. Das zeigen aktuelle Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik. 28.02.2023 00:24 Min Bayern: Corona-Testzentren schließen Ab Morgen haben die öffentlichen Corona-Testzentren in Bayern geschlossen. 01.02.2023 00:30 Min Bayern: Weitere Maskenpflichten fallen Ein Thema, das in den letzten Jahren für viel Aufregung und Demonstrationen gesorgt hat, war die Corona-Pandemie. Besonders über die Maskenpflicht wurde viel debattiert. Jetzt fallen immer mehr Maßnahmen weg – auch in Bayen.

 

Weitere Meldungen zum Thema

12.12.2024 Regensburg: Einbruch in Juweliergeschäft – Zeugen gesucht In Regensburg wurden bei einem Einbruch in ein Juweliergeschäft über 80 Schmuckstücke gestohlen. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet die Bevölkerung um Hinweise. 01.12.2024 Oberhinkofen: Drei Verletzte nach Frontalzusammenstoß Am Samstag, den 30. November 2024, ereignete sich gegen 13:15 Uhr ein schwerer Verkehrsunfall in Oberhinkofen, Gemeinde Obertraubling, bei dem drei Menschen verletzt wurden. Der Unfall geschah auf der Kreisstraße R19 kurz hinter dem Ortsausgang. Unfallhergang Ein 91-jähriger Autofahrer aus dem Landkreis Regensburg war in Richtung Regensburg unterwegs, als er aus bislang ungeklärter Ursache auf 31.10.2024 Bayern: 16.500 Firmen verpassen Frist für Corona-Hilfen-Abrechnung Rund 16.500 bayerische Unternehmen haben trotz einer zusätzlichen einjährigen Frist keine Schlussabrechnung für die Corona-Hilfen des Bundes eingereicht. Dies gab die Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern bekannt. Betroffene Unternehmen sind nun verpflichtet, den gesamten Corona-Zuschuss plus Zinsen zurückzuzahlen. Firmen, die jedoch eine Fristverlängerung beantragt haben, können ihre Abrechnung im Rahmen eines Anhörungsverfahrens bis 17.07.2024 Steigende Werte in Regensburg: Abwasser zeigt «moderate» Corona-Welle in Bayern In Bayern gibt es zurzeit wieder deutlich mehr Corona-Infektionen. Darauf deutet das Abwassermonitoring hin. Experte Oliver Keppler spricht von einer moderaten Welle im Freistaat. Auch in Regensburg steigen die Werte. 22.06.2024 Bad Kötzting: Spendengelder gesammelt und einbehalten Der Vorsitzende des Fördervereins eines Kindergartens im Gemeindebereich Miltach erstattete Strafanzeige wegen Betrug gegen einen 29-jährigen, der ebenfalls Mitglied des Fördervereins ist. Der Tatverdächtige hat, ohne Wissen der Vorstandschaft, Spendengelder gesammelt und hierfür auch unberechtigt Spendenquittungen ausgestellt. Das gespendete Geld in Höhe von 400 Euro hat er aber nicht dem Förderverein übergeben, sondern für sich 01.06.2024 Cham: Verkehrsunfall mit Fahrschülerin Am Freitag gegen 14:20 Uhr war eine 23-jährige Fahrschülerin mit ihrem Motorrad während des Fahrunterrichts von Chammünster in Richtung Gutmaning unterwegs. In einer Rechtskurve kam sie aufgrund eines Fahrfehlers auf die Gegenfahrbahn und kollidierte dort mit zwei entgegenkommenden Autos. Die Fahrschülerin wurde durch den Unfall schwer verletzt und kam zur Behandlung in ein Krankenhaus. An

Das könnte Dich auch interessieren

31.10.2024 Bayern: 16.500 Firmen verpassen Frist für Corona-Hilfen-Abrechnung Rund 16.500 bayerische Unternehmen haben trotz einer zusätzlichen einjährigen Frist keine Schlussabrechnung für die Corona-Hilfen des Bundes eingereicht. Dies gab die Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern bekannt. Betroffene Unternehmen sind nun verpflichtet, den gesamten Corona-Zuschuss plus Zinsen zurückzuzahlen. Firmen, die jedoch eine Fristverlängerung beantragt haben, können ihre Abrechnung im Rahmen eines Anhörungsverfahrens bis 17.07.2024 Steigende Werte in Regensburg: Abwasser zeigt «moderate» Corona-Welle in Bayern In Bayern gibt es zurzeit wieder deutlich mehr Corona-Infektionen. Darauf deutet das Abwassermonitoring hin. Experte Oliver Keppler spricht von einer moderaten Welle im Freistaat. Auch in Regensburg steigen die Werte. 25.02.2024 Bayerische Förderinitiative zu Long- und Post-COVID liefert weitere wichtige Ergebnisse Bei den vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention geförderten Forschungsprojekten zu Long- und Post-COVID liegen nun weitere wichtige Ergebnisse vor. Darauf hat Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach am Sonntag hingewiesen. 15.01.2024 Acht Apotheken sollen Corona-Medikament illegal weiterverkauft haben Weil sie das Corona-Medikament Paxlovid illegal ins Ausland verkauft haben sollen, wird gegen mehrere Apothekerinnen und Apotheker in Bayern ermittelt. «Über die Zahl der unterschlagenen Packungen Paxlovid kann derzeit nur spekuliert werden», sagte ein Pressesprecher der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) in Nürnberg am Montag. «Wir sind erst am