Diese Aufholjagd glückte den Fußball-Profis des SSV Jahn Regensburg sogar ohne Unterstützung ihrer lautstarken Fans. Ein 0:2 gegen Holstein Kiel verwandelten die Oberpfälzer am Samstag im leeren Jahn-Stadion mit bemerkenswerter Moral nach einem Elfmetertor von Andreas Albers in der Nachspielzeit noch in ein 2:2 (0:1). Damit glückte dem Jahn in der 2. Fußball-Bundesliga der Neustart nach zwei Monaten Corona-Zwangspause mit einem Remis zumindest halbwegs.
«Der Punkt ist brutal wichtig nach der Spielpause, gegen diesen starken Gegner und ohne Zuschauer», sagte Jahn-Coach Mersad Selimbegovic. Er gab aber auch freimütig zu, dass Fußball ohne Publikum nur eine Notlösung in der Corona-Krise sein kann. «Es ist ein beschissenes Gefühl, ohne Zuschauer zu spielen. Aber das ist alternativlos im Moment, um den Fußball zu retten.»
Der Südkoreaner Jae-Sung Lee geht als Schütze des ersten Tores im Corona-Spielbetrieb des deutschen Profifußballs in die Geschichte ein. Der 27-Jährige traf für die Kieler frühzeitig in der 3. Minute. Finn Porath erhöhte unmittelbar nach seiner Einwechselung in der 58. Minute sogar auf 2:0 für die lange Zeit überlegenen Gäste. Nachdem Sebastian Stolze (74.) verkürzt hatte, kämpfte sich der Jahn komplett zurück und belohnte sich mit dem Happy-End durch Albers‘ Elfmeter.
«Wir haben nicht aufgegeben, das ist sehr wichtig», lobte Selimbegovic seine Mannschaft. «Nach einem 0:2 nochmal an sich zu glauben, das ist super.» Die Fanunterstützung schien den Jahn-Profis lange Zeit zu fehlen. Sie leben bekanntlich vom Einsatz und von Emotionen. Die Kieler dominierten lange mit ihrer fußballerischen Überlegenheit. Für Lee war sein achtes Saisontor nach einem Eckball sicherlich das für ihn denkwürdigste. Er klatsche sich beim Jubeln mit den Teamkollegen in Virus-Zeiten mit den Unterarmen ab.
Die bei den Gästen herausragenden Salih Özcan und Lee waren auch beim zweiten Treffer in der Vorbereitung beteiligt. Am Ende erklang dann aber doch noch zweimal Jahns Torfanfare. Erst traf Stolze mit einem Flachschuss. Dann verwandelte Albers nach einem Foul an Marc Lais, der nach seiner Einwechslung in der 70. Minute zum Aktivposten wurde. Der Mittelfeldspieler bereitete auch das Tor von Stolze vor. «Marc hat es richtig, richtig gut gemacht», lobte Selimbegovic.
dpa