Angesichts steigender Armut in Bayern fordern die Wohlfahrtsverbände ein Altersgesundheitsgeld und eine allgemeine Kindergrundsicherung. «Es nützt nichts, wenn immer wieder vorgerechnet wird, dass das Armutsproblem in vielen Bundesländern noch stärker ausgeprägt ist», sagte der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege, Diakoniepräsident Michael Bammessel, im Vorfeld einer Armutskonferenz am Montag in München. Dass andere Bundesländer mehr Probleme mit Armut hätten, dürfe keine Ausrede dafür sein, die Augen gegenüber der Armut vor der Haustür zu verschließen.
Laut Statistischem Bundesamt lag die sogenannte Armutsgefährdungsquote 2016 in Bayern bei 12,1 Prozent. Rein rechnerisch bedeute dies, dass 1,2 Millionen Menschen in Bayern von Armut bedroht seien, heißt es bei der Freien Wohlfahrtspflege, zu der sich sechs Verbände zusammengeschlossen haben. Die Quote sei seit 2012 kontinuierlich gestiegen.
Die Verbände schlagen unter anderem ein Altersgesundheitsgeld für von Armut betroffene Menschen ab 65 Jahre vor, da sie oftmals die Zuzahlung für Medikamente nicht aufbringen könnten. Zudem sollten Gebühren für öffentliche Einrichtungen abgeschafft werden, um allen Kindern Zugang zu außerschulischen Bildungsangeboten zu ermöglichen.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern steht Bayern tatsächlich gut da: So hat Bremen mit 22,6 Prozent das höchste Armutsrisiko, Baden-Württemberg kommt mit 11,9 Prozent am besten weg. Als armutsgefährdet gilt, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung in Deutschland auskommen muss. In der Hauptsache sind in Bayern Erwerbslose (48,1 Prozent) und Alleinerziehende und deren Kinder (36,7 Prozent) betroffen.
Unter dem Motto «Lebenswirklichkeit statt Schönfärberei» hatten die Verbände für Montagabend zu einer Bayerischen Armutskonferenz nach München geladen. Dort wollten sie mit Politikern und Wissenschaftlern zum Thema Armut in Bayern diskutieren.
dpa/MF