Dank des Herbstaufschwungs ist die Zahl der Arbeitslosen in Bayern auf rund 221 000 gesunken. Damit waren im September etwa 13 200 weniger Menschen ohne Job als im Vormonat, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,0 Prozent - das ist der niedrigste je gemessene Wert in diesem Monat seit Beginn der Berechnung im April 1997. Und die Quote ist noch besser als von Arbeitsministerin Emilia Müller (CSU) vorausgesagt. Sie hatte mit 3,2 Prozent gerechnet. «In Bayern herrscht Vollbeschäftigung», sagte sie.
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Im Jahresschnitt rechnet Müller mit 230 000 Arbeitslosen. Das wären nochmals rund 20 000 weniger als im Vorjahr. Die positive Entwicklung sei in allen Regierungsbezirken sichtbar, sagte der Chef der Regionaldirektion, Ralf Holtzwart. «Besonders deutlich nahm die Arbeitslosigkeit bei den unter 25-Jährigen ab, was auf den Beginn des Schul- und Ausbildungsjahres zurückzuführen ist.»
Viele junge Leute finden nun außerdem einen Job, die nach Ende ihrer Ausbildung nicht übernommen wurden und sich deshalb zum Sommerbeginn arbeitslos gemeldet hatten. Ausgelernte Azubis hätten im Freistaat gute Jobchancen, betonte der Chef der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt: «In den bayerischen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie liegt die Übernahmequote bei 93 Prozent.» Nach dem Ende der Werksferien stellen Unternehmen im Herbst zudem wieder verstärkt Mitarbeiter ein.
Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Jobsucher um rund 25 000 oder zehn Prozent. Holtzwart zeigte sich zuversichtlich, dass sich die gute Entwicklung fortsetzt. Die Arbeitslosigkeit werde weiter sinken und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigen.» 5,45 Millionen Menschen mit einem regulären Job seien «ein absoluter Rekordwert», sagte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU).
Und die Unternehmen suchen weiter viele Mitarbeiter: Zuletzt waren bei der Regionaldirektion mehr als 126 000 offene Stellen gemeldet. «Die Herausforderung in dieser guten Arbeitsmarktlage ist und bleibt, die quantitativ und qualitativ steigende Arbeitskräftenachfrage zu bedienen», sagte Holtzwart. Bayern werde daher seine Aktivitäten in der Fachkräfteausbildung verstärken, kündigte Aigner an.
In mehr als 80 Prozent der Stellenangebote suchen die Firmen Personal auf Fachkräfteniveau oder mit höherem Abschluss. Für die rund 86 000 Arbeitslosen, die lediglich einen Helferjob suchen, stehen dagegen nur rund 24 000 passende Stellen zur Verfügung.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund und die SPD forderten erneut, Leiharbeit, Minijobs, Teilzeit und Befristungen stärker zu bekämpfen. Denn nicht alle Menschen profitierten von der guten Lage am Jobmarkt. Der Anteil der sogenannten atypischen Beschäftigung an allen Jobs sei von knapp 30 Prozent im Jahr 2003 auf rund 38 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Der bayerische DGB-Chef Matthias Jena sagte dazu: «Die Arbeitnehmer verdienen mehr Sicherheit.»
Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der SPD im Landtag, Angelika Weikert, sagte: «Unsicherheit und Niedriglohnjobs machen Familien das Leben schwer.» Viele junge Menschen schöben die Familiengründung hinaus, weil sie keinen sicheren Job oder Angst hätten, ihre Karrierepläne begraben zu müssen, wenn sie eine Pause einlegen. Sie forderte neben genügend Kita-Plätzen ein Rückkehrrecht in Vollzeit.
dpa/MF