Die anhaltende Wirtschaftskrise wirkt sich deutlich auf den Arbeitsmarkt in Bayern aus. 285.477 Menschen waren im November arbeitslos gemeldet – ein minimaler Rückgang um 1.149 im Vergleich zum Vormonat, jedoch 31.199 Personen mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote bleibt bei 3,7 Prozent, liegt jedoch 0,4 Prozentpunkte höher als im November 2022.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiterhin rückläufig. Im November wurden den bayerischen Arbeitsagenturen 20.939 neue Stellen gemeldet – 3,6 Prozent weniger als im Oktober und 7,5 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen sind das verarbeitende Gewerbe und die Zeitarbeit, während die Branchen Gesundheit, Pflege, Erziehung und Unterricht weiterhin stabil sind.
Markus Schmitz, Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, macht die wirtschaftliche Rezession für die Zurückhaltung der Unternehmen bei Neueinstellungen verantwortlich.
Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) fordert angesichts der schwachen Wirtschaftsdaten einen Neustart der Wirtschaftspolitik. Scharf betonte die Wichtigkeit, das volle Potenzial der Wirtschaft zu entfalten, um stabile Arbeitsplätze zu schaffen.
Auch der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt, sieht dringenden Handlungsbedarf: Bürokratieabbau und Entlastungen bei Energie-, Steuer- und Sozialabgaben sind aus seiner Sicht notwendig. Bernhard Stiedl, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Bayern, warnt vor einem Scheideweg des Arbeitsmarkts und fordert entschlossenes Handeln zur Sicherung der Beschäftigung.
Besonders Menschen mit Behinderung leiden unter der angespannten Arbeitsmarktlage. Im Jahr 2023 stieg ihre Zahl im Durchschnitt auf 23.497, im Oktober 2024 sogar um fast zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 26.230. Trotz oftmals guter Qualifikationen kämpfen viele weiterhin mit Vorurteilen am Arbeitsmarkt. Über 50 Prozent der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen verfügen über eine abgeschlossene berufliche oder akademische Ausbildung – deutlich mehr als bei allen Arbeitslosen (38 Prozent).
Regionaldirektions-Chef Schmitz sieht in ihrer stärkeren Integration in Betriebe eine Möglichkeit, die Fachkräftelücke in Bayern zu verringern.
dpa / MF