Gestern Abend haben Andreas A., der wegen eines Autounfalls in Kuba von den dortigen Behörden an der Ausreise gehindert wird (wir berichteten), weitere unerfreuliche Nachrichten erreicht. Laut Informationen seiner Schwester Doris sei sein Visum von „Tourist“ auf „Angehöriger“ geändert worden, was bedeute, dass er das Dorf in dem er untergekommen ist nicht mehr verlassen dürfe. Des Weiteren liege sein Fall jetzt bei der Generalstaatsanwaltschaft und aktuell werde geprüft, ob Andreas eine Strafe erhält oder straffrei davonkommt.
Am 16. September waren Andreas und seine zwei Freunde mit ihrem Mietwagen in einem Unfall verwickelt, bei dem mehrere Personen leicht verletzt wurden – seit dem sitzt er dort fest.
Europaabgeordneter setzt sich für Andreas A. ein
Arne Gericke, Europaabgeordneter der Familien-Partei und Mitglied des Menschenrechtsausschusses im Europaparlament hat sich der Sache angenommen. „Geht nicht, gibts nicht“, sagt er und hat sowohl seine Parlamentskollegen der EU-Kuba-Delegation als auch den EU-Botschafter in Kuba angeschrieben: „Gehen Sie alle formellen und informellen Wege, um Herrn A. zeitnah die Rückkehr nach Deutschland und ein Wiedersehen der mit ihm leidenden Familie und Freunde zu ermöglichen.“
Auf den Fall gestoßen hatten Gericke Freunde des Betroffenen sowie Berichte in oberpfälzer Medien – unter anderem Mittelbayerische Zeitung und TVA Ostbayern. „Ich habe mich daraufhin näher mit der Sache befasst, mir Hintergrundinformationen zukommen lassen“, berichtet Gericke. Für ihn ist der Fall klar: „Egal, welch drakonische Maßnahmen das kubanische Gesetz schon im Fall leichter Verkehrsunfälle vorsieht und egal, wovor das Auswärtige Amt in seinen Länderprofilen warnt – die Willkür, die Andreas A. in den vergangenen Wochen erlebt, geht auf keine Kuhhaut.“ Und Gericke weiß, wovon er spricht: Als Mitglied im Menschenrechtsausschuss nimmt er sich immer wieder, oft persönlich der Schicksale von EU-Bürgern im Ausland an. „Wenn ich höre, dass eine Polizeiwache im Zeitalter moderner Medien nicht fähig ist, binnen Wochen eine Unterschrift aus dem 200 Kilometer entfernten Havanna beizubringen, weil angeblich das Polizeiauto defekt ist – spätestens dann kommen mir erste, große Zweifel.“
In mehreren Briefen und Telefonaten hat Gericke sich deshalb an eine Vielzahl relevanter Politiker und Diplomaten gewandt – fraktionsübergreifend: „In so einem Fall darf es keine politischen Scheuklappen geben. Und wenn die einflussreiche Vorsitzende der EU-Zentralamerika-Delegation eine Linke ist, dann bitte ich eben eine Linke um Hilfe in einem Fall, bei dem es darum geht, einem Menschen zu helfen.“ Angesschrieben hat der Europaabgeordnete auch die Botschafter der EU und Deutschlands in Kuba sowie die kubanische Botschafterin vor der EU. „Versprechen kann ich nichts“, sagt der 50jährige Politiker, „aber ich habe aus der Erfahrung heraus durchaus Grund zur Hoffnung, dass solche Impulse formelle und informelle Wege ebnen.“
Bringt all das nichts, will Gericke „den Fall auf die Agenda des nächsten Menschenrechtsausschusses im Europäischen Parlament heben. Persönliche Schicksale sind unsere erste Pflicht in diesem Gremium“, so Gericke kämpferisch.
-StS