Es zählte neben Dom, Rathaus und Steinerner Brücke zu den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten der Weltkulturerbe-Stadt Regensburg: das „Bruckmandl“ am Scheitelpunkt der Steinernen Brücke. In der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember 2012 verlor die legendäre, von Sagen umrankte Sandsteinfigur vermutlich durch Vandalismus ihren Arm. Mit großen Aufwand und finanziert vom Welterbe-Kulturverein sowie der Regensburger Brauerei Bischofshof hat das „Bruckmandl“ nach einer Komplettsanierung von den Experten der Regensburger Dombauhütte jetzt einen neuen Arm erhalten. Seit Mittwoch ist Regensburgs Wahrzeichen damit wieder nahezu komplett.
Eine Kopie der Figur, abgegossen vom vollständigen „Bruckmandl“, bekommen die Regensburger ab 12. September bei der offiziellen Vorstellung auf dem Regensburger Domplatz zu sehen. Zurück an ihren ursprünglichen Platz am höchsten Punkt der Steinernen Brücke wird die Originalfigur aber erst wieder 2017 gestellt – nach Abschluss der Sanierung der Steinernen Brücke, die derzeit läuft.
Das Regensburger Bruckmandl hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die aktuelle Figur ist bereits die dritte Version seit der ersten Aufstellung im Mittelalter. Ursprünglich symbolisierte die Figur bei Fertigstellung die Freiheitsrechte der Freien Reichsstadt Regensburg gegenüber dem Bischof und dem Herzog von Bayern. Die Urversion der Skulptur wurde 1579 zerstört und gilt als verschollen.
Der Sage nach soll es sich beim Bruckmandl um den Erbauer der Steinernen Brücke handeln, der in Konkurrenz zum Dombau-meister stand, einen Pakt mit dem Teufel schloss, den dann überlistete (siehe unten).
Dass die viel erzählte Geschichte nicht ganz stimmen kann, zeigen schon die Baudaten der beiden Monumente, um die es geht: Die Steinerne Brücke entstand in den Jahren 1135 bis 1146, der Dombau dagegen begann erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Begeisterung der Touristen und der Regensburger für „ihr“ Bruckmandl tut dies aber keinen Abbruch.
Die Sage zum Bruckmandl
Laut Sage stellt das Bruckmandl den Baumeister der Steinernen Brücke dar. Der schaut mit der Hand über den Augen, wie hoch die Domtürme schon emporragen. Er hatte nämlich mit dem Baumeister des Domes eine Wette abgeschlossen, welches Bauwerk früher vollendet sein werde. Nachdem der Dombau viel schneller voranging als der Bau der Brücke, schloss der Brückenbaumeister einen Pakt mit dem Teufel: Hilfe beim Brückenbau gegen die Seelen der ersten drei Benutzer der fertiggestellten Brücke. Der Teufel hielt Wort, der Brückenbaumeister gewann die Wette. Der Dombaumeister stürzte sich aus Verzweiflung vom Domturm. Die Brücke wurde feierlich eingeweiht. Bevor aber die Würdenträger sie betreten und damit ihre Seelen an den Teufel verlieren konnten, scheuchte der Brückenbaumeister zwei Hähne und einen Hund über die Brücke. Aus Wut über diese List soll der Teufel versucht haben, die neue Brücke gleich wieder zu zerstören, was ihren gekrümmten Verlauf erklärt. Als es ihm nicht gelang, schoss er in die Donau hinab und verursachte die berühmten Donaustrudel. Von der zweiten Ausführung des Bruckmandls steht heute noch der Torso im Historischen Museum der Stadt. Die dritte aktuelle Ausführung der Figur wurde im 19. Jahrhundert durch den Bildhauer Anton Blank geschaffen und im Jahr 1854 am heutigen Standort auf der Steinernen Brücke aufgestellt.
PM/LH